Schlachten

col_de_SchwarzDon Lluiz Baron de Wimpffen: Spaniens Morgarten lag in Katalonien

Am Fuße des weltberühmten Klosters Montserrat, nördlich von Barcelona liegt das kleine, romantische, katalanische Dorf El Bruc.Eingebettet in Olivenhainen und Weingärten ist das Gelände durchzogen von tiefen Schluchten, Steinmauerchen und Lehmwällen. Die Häuser des länglichen Dorfes wurden hart am Rand einer bis zu 7o m tiefen Schlucht angelegt, in der vor 2oo Jahren die Hauptverkehrsader zwischen Barcelona und der französischen Grenze verlief.

Als gegen 11.oo Uhr des 6.Juni 18o8 ein 3.8oo Mann starker französischer Truppenverband unter dem Kommando des Kavalleriegenerals Schwarz von Barcelona kommend den Ortsrand von El Bruc erreicht, ahnt dieser nicht, dass er Zeuge und Mitwirkender eines Ereignisses wird, das die Geschichte Spaniens der kommenden Jahre entscheidend beeinflussen und Napoleon Jahre später auf St.Helena zum Ausspruch veranlassen wird: „Spanien hat mich umgebracht“.

Des Generals Schwarz Truppe ist Teil der französischen Besatzungsmacht in Spanien, die Anfang 18o8 an die 15o.ooo Mann stark ist. Napoleon hat Madrid besetzen lassen, den König Karl IV. zur Abdankung zu Gunsten seines Sohnes gezwungen.Als jedoch bekannt wird, dass die ganze königliche Familie nach Frankreich gebracht werden soll, bricht in Madrid ein Volksaufstand aus, der von den französischen Truppen blutig niedergeschlagen wird .

Würde Napoleon in dieser Situation den legitimen Thronfolger, Ferdinand auf dem Thron folgen lassen, Spanien könnte Frankreichs Verbündeter im Kampf gegen England werden – doch der französische Kaiser entscheidet anders: er wird seinen Bruder Joseph auf den spanischen Thron erheben.Der König Joseph wird damit Hauptakteur einer „Mission impossible“ Nach Ansicht des französishen Generals Marcellin de Marbot „eines großen Mannes unwürdiges Verfahren. Sich als Vermittler zwischen Vater und Sohn aufzudrängen, sie dann in eine Falle zu locken und beide auszuplündern, das war eine Abscheulichkeit, eine verächtliche Handlungsweise, die die Geschichte gegeißelt und die Vorsehung bestraft haben, denn der Krieg in Spanien wurde die eigentliche Ursache des Sturzes Napoleons.“

Die Niederschlagung der Volkserhebung in Madrid am 2.Mai mit über 3.ooo toten Zivilisten und die Entführung der königlichen Familie hatte das Volk erbittert. Spanien erhob sich wie ein Mann, die leitende Junta von Sevilla erklärte Frankreich den Krieg.Im ganzen Land flackern Aufstände auf, die Kämpfe werden mit äußerster Brutalität geführt: gefangene französische Soldaten werden gemartert, an Scheunentoren gekreuzigt, den Wegesrand säumen Galgen, auf denen aufständische „Banditen“ hängen, Dörfer werden niedergebrannt.Ein Befehl Napoleons ordnet an, dass jeder mit der Waffe in der Hand ergriffene Zivilist sofort und unerbittlich erschossen werden musste.

Auch der Kavalleriegeneral Schwarz erhält den Befehl, einen örtlichen Aufstand niederzuschlagen und die „Ordnung wieder herzustellen“. In der Stadt Manresa, nördlich von El Bruc stürmte das Volk das Rathaus, vetrieb die französischen Besatzer und plündert die Nachschubmagazine der Franzosen. Dabei erbeutet die Menge Waffen und zahlreiche Fässer mit Schießpulver.

Als der französische Truppenverband am Vormittag des 6. Juni die Schlucht am Rande von El Bruc passieren will, krachen von den umliegenden Anhöhen plötzlich Schüsse.
Überall lauern Aufständische, zu erkennen an ihren roten Mützen – Barretinos – und feuern aus allen Rohren. Doch als die Franzosen zum Sturmangriff ansetzen, stoßen sie auf den Widerstand von Soldaten in blauen Uniformen, an deren gut organisierten Feuersalven die wiederholten Angriffe zusammenbrechen. Drei Angriffswellen werden blutig zurückgeschlagen, Häuser brennen, über 3oo Tote liegen auf dem Schachtfeld, darunter 7 Guerilleros aus El Bruc.Als aus der Ferne ein dumpfer Trommelschlag zu vernehmen ist, brechen die Franzosen das Gefecht ab und ziehen sich nach Abrera, Richtung Barcelona zurück.

Die vermeintliche Bauernrebellion hat sich dank der „Azules“, wie die Soldaten in ihren blauen Uniformen genannt werden, zu einem regelrechten Gefecht entwickelt, in dessen Mittelpunkt die organisierte Abwehr des „Regiment Suizos Nr. 1 Baron von Wimpffen“ steht. Wie kamen Schweizer Soldaten aus Solothurn,Freiburg und Aargau in dieses „gottverlassene“ Nest El Bruc, in der Mitte Kataloniens – wird man sich fragen.

Seit 1515 standen Schweizer im Dienste spanischer Könige.Bis 18o4 dienten 5 Schweizerregimenter der spanischen Krone.Auf Grund der Militärkapitulation von 18o4 versahen 6 Schweizerregimenter ihren Dienst in der spanischen Armee.Neben anderen ausländischen Regimentern,vor allem wallonischen, bildeten die Schweizer Regimenter das Rückgrat der spanischen Armee, die sich seit Ausbruch der Französischen Revolution in der Defensive bzw. Auflösung befand.
Alle Schweizerregimenter trugen als Uniform einen blauen Waffenrock mit rotem Kragen und Silberschnüren sowie schwarze Hose.Das Kennzeichen der Offiziere bestand außer dem Säbel und Rangabzeichen in einem Hut mit Federbusch.Die einzelnen Regimenter unterschieden sich durch die Umschrift auf den Rockknöpfen, die je nach Regiment Suizos Nr. 1 etc. lautete.

Viele Angehörige der Schweizer Regimenter standen vor einer Gewissensentscheidung, als der Krieg Spaniens gegen Napoleon begann; die Frage war, kämpft man, wie es der Eid befahl für den rückständigen König und den Erhalt der Monarchie, also für das „Ancien Régime“ oder legt man vor dem Kaiser der Franzosen die Waffen nieder, um den Idealen der „Liberté, Fraternité, Egalité“ zum Siege zu verhelfen. Zwei der 6 Schweizer Regimenter entschieden sich für Napoleon und wurden in die französische Armee in Spanien eingegliedert.
Das Regiment „Suizo Nr.1 de Wimpffen“, das bei El Bruc den Franzosen die Stirn bot, entschied sich,wahrscheinlich unter dem Eindruck des Verhaltens der französischen Besatzungstruppen 1798 in Sachen Helvetische Republik für die Krone Spaniens und wurde zu einem legendären Truppenkörper der spanischen Freiheitskriege in der Zeit von 18o8 bis 1814,der an 45 Gefechten und Schlachten teilnahm und an dessen Fahnen die Namen Vitoria, Saragossa und Tarragona von seinem Heldenmut kündigen.Als es bei El Bruc die Truppen des Generals Schwarz schlug, betrug sein Bestand 2o56 Mann – 1812 hatte es nur noch 152 Mann.

18o7 bezog der Kommandeur, Oberst Ludwig(Lluiz) von Wimpffen mit seinem Regiment in Barcelona Garnison. Im Auftrag des Königs ging er und sein Stab daran, aus Zersprengten der spanischen Armee und aus Freiwilligen eine Guerillatruppe zusammenzustellen, die auf die Besatzungstruppen Überfälle durchführen sollte. Die Freiwilligen wurden aus der nördlich von Barcelona gelegenen Dörfern und Städten angeworben: aus Santpedor, Sallent, Mola, Igualada, vor allem aber aus Manresa. Die Ausbildung der Guerilleros übertrug Wimpffen dem spanischen Generalleutnant Justo de Berriz und dem Guerillaführer Carlos Vicente. Als am 6. Juni 18o8 bei El Bruc zur ersten Begegnung mit den regulären französischen Truppen kam, verfügte Wimpffen über eine ansehnliche Streitmacht; Wimpffens „Azul-Regiment“ bestand aus 2o56 Mann, hinzukamen 2.ooo Überläufer der „Wallonischen Garden“ ,über 1.ooo Mann spanische Infanterie sowie über 1.5oo katalanische Freiwillige, vorwiegend Bauern aus den genannten Ortschaften. Alles in allem an die 6.ooo Mann.

Der Regimentskommandeur hatte über die Kampfkraft seiner bunt zusammengewürfelten „multikulturellen“ Truppe sicher keine Illusionen gehegt. Über die Bündnistreue und Ausharrungsvermögen der schlecht ausgerüsteten und ausgebildeten spanischen Truppen konnte man auch nicht sicher sein. Kurz zuvor musste er sich mit 3oo Mann seines Regiments durch einen französischen Belagerungsring schlagen, nachdem der Gouverneur von Barcelona die Festung Mont Juic, in welchem Teile des Schweizerregiments in Garnison lagen, ohne Kampf den Franzosen auslieferte.Die spanische Besatzung leistete keinen Widerstand und die Schweizer entgingen nur knapp der Vernichtung bzw. der Gefangennahme.Die sichersten Verbündeten waren zweifellos die katalanischen Freischärler und die Bauern. Sie beobachteten die französischen Truppenbewegungen, halfen beim Ausheben von Laufgräben, verlegten die Strassen mit gefällten Bäumen.
Der Unterleutnant Francisco Krutter (von Solothurn) wurde von Oberst von Wimpffen beauftragt, mit 24 Kameraden kleine Freischärler-Detachments zu bilden und diese im Gefecht zu führen.

Da man nicht wusste, in welcher Stärke die Franzosen anrücken werden, wurde beschlossen, im Falle eines kritischen Augenblicks der zu erwartenden Schlacht, eine Kriegslist anzuwenden.Die Franzosen sollten über die Stärke der schweizerisch-katalanischen Verteidiger getäuscht werden. Krutter und der Guerillaführer Vicente wurden beauftragt, in den Ausläufen des Montserrat eine Stelle mit einem weitreichenden Echo zu suchen. Als die Stelle gefunden war, wurde der aus Santpedor gebürtige Isidre Llussa Casanoves (1791-18o9), zusammen mit einigen jungen Aufständischen postiert; sie erhielten große Armeetrommeln und sollten, auf ein vereinbartes Zeichen hin mit einem mächtigen Trommelwirbel beginnen. Wimpffen wusste,welche demoralisierende Wirkung der berühmte „Trommelschlag von Austerlitz“ auf die gegnerische Armeen von Napoleon ausgeübt hat – drei Mitglieder seiner Familie kämpften bei Austerlitz gegen Napoleon!
Die Rechnung ist tatsächlich aufgegangen: als am 6.Juni gegen Abend der Trommelschlag ertönt, vom Echo des Montserrats verstärkt, gibt der Brigadegeneral Schwarz das Zeichen zum Rückzug. Er ist mit Recht der Annahme, weitere reguläre „Azuls“ seien im Anmarsch – es ist die Geburtsstunde der „Legende des Tambours von El Bruc“.
Der Sieg über einen regulären französischen Truppenverband breitet sich in ganz Spanien wie ein Lauffeuer aus, denn man weist mit Stolz auf die Tatsache hin, dass es den schlechtbewaffneten Guerilleros gelungen ist, die für unschlagbar gehaltene Armee Napoleons zu besiegen. Das Signal für die Erhebung war gegeben und seit El Bruc hieß die Parole,die jeder Soldat auf einem roten Band trug:
„Viva Fernando setimo y la santa religion.Vencer o morir por la patria y naestro rey“

Für die Franzosen ist El Bruc ein ärgerlicher Zwischenfall,den man bald korrigieren wird.Sie ahnen nicht, dass El Bruc der Beginn der „guerra del frances“ ist, der Guerra de la Independencia“, der Beginn des Untergangs der napoleonischen Hegemonie in Europa.
Am 14.Juni erscheint vor El Bruc ein neuer französischer Truppenverband,diesmal unter dem Befehl des Generals Chabran; die Franzosen rücken in zwei Kolonnen gegen die Stadt vor und eröffnen das Gefecht mit starkem Artilleriebeschuß. Doch diesmals ist Wimpffens Schweizerregiment in der günstigeren Position; er erhielt weitere Verstärkungen spanischer Infanterie, Krutter und der katalanische Berufssoldat Joan Baget führen aus Igualada neue Freiwillige zu. Chabran erzielt am Anfang durch den Einsatz seiner Artillerie Geländegewinn, auch diesmal sind es die Schweizer,die die ersten Angriffswellen auffangen. Die Franzosen können zwar einen Teil des Ortes erobern, Häuser brennen, die Straßenkämpfe werden hauptsächlich von den katalanischen Guerilleros geführt; doch diesmal braucht es keinen Tambour; am Abend sind Chabrans Verbände geschlagen, sie müssen erneut das Schlachtfeld räumen.Die von Krutters Leuten geführten Insurgenten-Detachements fügen den Franzosen schwere Verluste zu; und sie können nicht verhindern, dass die gefangenen Soldaten gnadenlos niedergemacht werden.
Der Sieg hat neben der symbolischen Bedeutung zweifellos auch eine strategische: die Verbindung zwischen Barcelona und Lerida konnte nicht hergestellt werden, eine der Hauptverkehrsstrassen zwischen Katalonien und Frankreich war unterbrochen.Die Strafaktion gegen das aufrührerische Manresa konnte nicht durchgeführt werden,der Aufstand der Volksmassen geht erst jetzt richtig los.Der General Chabran musste eiligst das Gebiet von Tarragona verlassen, um nicht eingekesselt zu werden.

Seit Mitte des 19.Jahrhunderts gedenkt die spanische Öffentlichkeit und die Armee des Jahrestages von El Bruc.Der 1oo.Jahrestag wurde 19o8 in Anwesenheit des spanischen Thornfolgers begangen. Im spanischen Bürgerkrieg, besonders im republikanischen Katalonien erfuhr die Verehrung der Symbolfigur des Tambours einen Höhepunkt: zahlreiche Banknoten zeigten den Trommler in Heldenpose, Fahnen schmückten sein Bild.1952 wurde ein erstes Denkmal errichtet, 1954 schuf der Bildhauer Frederic Mares die monumentale Figur des „Timbaler del Bruc“ die heute am nördlichen Ortseingang steht. Bekannte Maler verewigten die „Batalles del Bruc“, 1944 wurde die Geschichte des Tambours das erste mal verfilmt,1981 wurde die Lebensgeschichte des Trommlers mit dem berühmten Schauspieler Andres Garcia in einer spanisch – mexikanischen Koproduktion erneut für die Leinwand bearbeitet. Jose Padro i Sala schrieb ein Musikstück und seit 1999 gibt es jährlich eine „Festa del Timbaler“ mit Kranzniederlegung, Festansprachen , Aufmarsch von Traditionsverbänden aus ganz Spanien und Frankreich,sowie Theateraufführungen und Konzerten. Und obwohl in keinem Schulbuch, in keinem Fremdenverkehrsprospekt, in keiner Veröffentlichung der Hinweis auf die ruhmreiche Rolle des Schweizerregiments „Suizo 1 de Wimpffen“ fehlt, vermisst man die Teilnahme Schweizer Repräsentanten. Der Bürgermeister, Rafael Escriu i Termes und der Organisator der „Fira de la guerra del frances“, Josep Vicente, die bereits mit den Vorbereitungsarbeiten für die 2oo-Jahr-Feier begonnen haben, hoffen auf die Teilnahme der „soldats suissos“ (und des Königs ) im Jahre 2oo8.“ Denn ohne die Suissos hätten wir mit Sicherheit nicht die Möglichkeit, der“glorioses jornades del 6 y 14 de Juny de 18o8“ zu gedenken“- sagen sie.

Die Rolle des Tambours von El Bruc wird durch die spanischen Historiker unterschiedlich bewertet – das Wort „eine hübsche Legende“ überwiegt. Den Grund dafür lieferten die zeitgenössischen Lokalhistoriker, die den Tambour zum Führer der schlechtbewaffneten aufständischen Bauern, zum General en chef verklärten, der seine Freiheitskämpfer an der Spitze seines Haufens zum Siege führt, und dadurch bewies, dass es möglich war, die regulären, kampferprobten französischen Truppen zu schlagen. Und es bedürfe lediglich eines mutigen, unerschrockenen Mannes, der das „einfache“ Volk zum Sieg führt. Angesichts der demoralisierten spanischen Armee eignete sich der Trommler hervorragend zu propagandistischen Zwecken, um den allgemeinen Volksaufstand anzuzetteln—die nachfolgenden Ereignisse haben für die Richtigkeit dieser „Legendenbildung“ den Beweis erbracht, denn nur einen Monat später, am 19.Juli 18o8 kesseln spanische und schweizerische Truppen einen großen Truppenverband der napoleonischen Armee bei Bailen ein und zwingen diese zur Kapitulation; 17.6oo Franzosen legen die Waffen nieder und wandern unter ihrem Oberbefehlshaber, General Dupont in die Gefangenschaft.
2011 wurde in Spanien ein Film unter dem Titel “Bruc” produziert; im Mittelpunkt dieses 85-Minutigen Films stand der Trommler von El Bruc.Der Regiesseur und Produzent des Film, Daniel Benmayor machte aus dem Tambour einen Rambo like Sylvester Stallone: ein Einzelkämpfer gegen ein brutales Ergreifkommando der Franzosen.Die Franzosen
werden in diesem Film durch herstürzende Steine und Felsbrocken dezimiert, von kämpfenden Truppen keine Spur. Im Begleittext heißt es ” “Nur mit Hilfe eines Trommlers und der Berge schlug ein einfacher Köhlersohn der glorreichen französischen Armee eine tiefe Wunde und wurde für Napoleon Bonaparte zum Staatsfeind Nummer 1.Sein Leben ist eine Legende”.

Indessen gab es auch bei den Zeitgenossen, insbesondere beim spanischen Militär, das bis dahin von Niederlag zu Niederlage torkelte, Zweifel an der „spontanen Bauernrebellion“ und ihres siegreichen Führers, des „El Tamborilero“. Da es jedoch den Trommler tatsächlich gegeben hat, wenn auch nicht als siegreichen Schlachtenlenker, musste der Gegner herabgesetzt werden, um den Sieg glaubwürdig erscheinen zu lassen. Kurzerhand wurde der Kavalleriegeneral Francois Xavier Baron de Schwarz ( 1762-1826) zu einem „mediokren“ Offizier, zu einem unfähigen, ja feigen Troupier erklärt, der nach kurzem Kampf ohne zwingenden Grund den Rückzug angetreten habe. Doch wer die Geschichte der napoleonischen Armee kennt, weiß, dass in dieser Armee keiner zum Kavalleriegeneral gebracht hat, der der Feigheit bezichtigt werden konnte. Der General Schwarz hat an beinahe allen Schlachten der Revolutionskriege teilgenommen, kämpfte bei Austerlitz, erhielt hohe militärische Auszeichnungen und wurde bereits 1807 Brigadeneral. Die historische Wahrheit ist:Schwarz’Truppe setzte sich aus weitgehend unerfahrenen Soldaten zusammen, die erst 4 bis 6 Monate zuvor aus Italien und Neapel rekrutiert worden sind. Es waren nicht die ruhmreichen Grenadiere von Marengo, Austerlitz, Friedland und Jena, die bei El Bruc geschlagen wurden, sondern schnell ausgehobene „junge“ Regimenter, die so gut wie keine Kriegserfahrung hatten.Schwarz geriet in einen Hinterhalt, angegriffen von einem zunächst unsichtbaren Feind und dann gestellt von einem professionell geführten Kampfverband. Der Guerillakampf war im Begriff, erfunden zu werden, und wie die folgenden Jahre erwiesen, waren weder Napoleons Marschälle noch Napoleon selbst in der Lage, die Guerilla zu besiegen. So gesehen hatte der General Schwarz ,der sich in allen Schlachten Napoleons hervorragend bewährt hat,ebenso wenig Schuld an der Niederlage wie Tage später der General Chabran. Sie eröffneten die lange Reihe jener Militärs, die trotz zahlenmäßiger und technischer Überlegenheit vor der Partisanenkriegsführung kapitulieren mussten.
Wie realitätsfern die Franzosen die Situation beurteilten, zeigt eine Lagebeurteilung von Napoleon vom 21.Juli 18o8, einen Monat nach den Gefechten bei El Bruc: Il n’y a rien a craindre en Catalogne.

In diesem Zusammenhang sei ein interessanter Hinweis von Zelger in der Allg. Schweizerische Militärzeitung hingewiesen: er schreibt:”Die Operationen der Schweizertruppen spielten sich nicht auf demselben Kriegsschauplatze ab; vielmehr pflegte man unsere Landsleute in Regimenter, ja selbst Bataillone und Kompagnien getrennt ins Feuer zu führen. Die Mannschaften hatten somit Gelegenheit, den „kleinen Krieg“ gründlich kennen zu lernen, und man darf behaupten, dass ihre Leistungen und Mühsale im allgemeinen große waren, so dass fast jeder Schweizersoldat seine eigene Geschichte besitzt.“

In der Geschichte des Regiments Suizo Nr. 1 war El Bruc eine Episode; die Mitglieder dieses so ruhmreichen Kampfverbandes ahnten wahrscheinlich auch nicht, welchen Beitrag sie zum spanischen Freiheitskampf geliefert hatten, denn sie standen bereits seit Anfang des Jahres in ständigem Kampf mit den französischen Besatzern. Von Tarragona aus wurden kleinere Unternehmungen durchgeführt. Wimpffens Truppenverband trieb den französischen General Chabran in zahlreichen kleinen Gefechten vor sich her: bei Igualada, Llacuna, San Quintin und Villafranca wurde für beide Seiten verlustreich gefochten. Mitte Februar stand Wimpffen mit 4.ooo Mann bei Santa Coloma und trieb auch hier die Bildung von Insurgenten-Detachements mit großer Energie voran. Am 24. März kam es zu neuen Gefechten bei Tarras, bei denen Wimpffen, trotz Verstärkung durch spanische Truppen zum Rückzug gezwungen wurde.Er bezog seine neue Stellung bei Manresa.
Bei diesen Kämpfen erlitten die königstreuen Schweizerregimenter empfindliche Verluste an Mensch und Material. Wimpffen sammelte die Reste der drei Regimenter zu einem Kampfveband. Im Oktober 1808 wurde das Regiment in die spanische Armee unter General Juan Miguel de Vivie integriert: 400 Mann in die Avantgarde unter Alvarez, 270 Mann in die 1.Division unter Caldagdes. Unter Wimpffens Kommando wurde ein Reserveverband gebildet aus 60 Mann sppanische Gardedivision,188 Mann Grenadiere aus Soria,Schweizerregiment Wimpffen Nr. 1 169 Mann und ein Verband spanischer Hussaren mit 6o Mann.Diese spanische Armee nahm dann an den Feldzügen der spanisch-englischen Verbänden unter Wellington teil. Nach der Beföderung zum Generalleutnant wurde Luiz de Wimpffener 1814 Generalstabschef der vereinigten spanisch-portugiesisch.englischen Verbände unter Wellington.
Der General von Wimpffen erhielt zahlreiche hohe Orden aus England, Russland und Spanien. 1818 wurde er Mitglied des Ordens des St.Hermenegilds. 1814 wurde er Ehrenbüger von Solothurn.