General Felix II.von Wimpffen

Reichsfreiherr General  Felix Emmanuel  de Wimpffen,(1811-1884) Baron de l’Empire ,Oberbefehlshaber der französischen Armee bei Sedan 1870.
Gemälde von Clara de Both-Wimpffen
Im Besitz des Museums der Stadt LAON (Frankreich)

Über den “Sedangeneral” sind zahlreiche Arbeiten veröffentlich worden. Die meisten Autoren zeichnen ein negatives Bild des Generals; letzlich habe er die Katastrophe von Sedan verursacht, indem er auf einen Sieg gegen die Deutschen setzte, anstatt den rettenden Rückzug der demoralisierten französchen Truppen der “Armee von Chalons” nach Belgien bzw. ins Landesinnere zu befehlen.

Der General verteidigte sich in zahlreichen Schriften, erhob seinerseits Vorwürfe gegen die Armeeführung durch den Marschall MacMahon, der sich durch eine grandiose Operation durch den deutschen Generalstabschef Helmuth von Moltke in eine Kesselleschlacht manövrieren ließ.

2012 veröffentliche der französische Historiker Jean -Pierre Allart eine Monografie über den General de Wimpffen, die alle bisherigen Veröffentlichungen hinsichtlich Objektivität und Sachkenntnis in den Schatten stellt. Gerechtigkeit für den Mann von Sedan,könnte man die Arbeit von Allart bezeichnen.

Allart erteilte dankenswerter Weise die Genehmigung dem Autor dieser Home Page , die Arbeit, die in der Reihe Hommes et lieux de pouvoir dans L’Aisne, Memoires ,Tome LVII 2012 erschienen ist, zu veröffentlichen. Die Reihe wird herausgegen von der “Federation des Societes d’Histoire et d’Archeologie de l’Aisne”.(ISSN 0428-1535)

Am Text von Jean- Pierre Allart  wurde nichts geändert.

 

 

“Die Kapitulation von Sedan” nach einer Vorlage von Anton von Werner.
Gemälde von Clara de Both
Der General de Wimpffen ist im Begriffe,den Raum zu verlassen,nachdem er die Bedingungen von Moltke und Bismarck abgelehnt hat Es ist historisch erwiesen, dass an der Wand kein Gemälde von Napoleon I. hing, wie es A.v. Werner dargestellt hat.

Fünf Monate nach der Katasrophe von Sedan, in der Zeit vom 1. bis 3.Februar 1871 überschritt eine französische Armee von 87.ooo Mann die Schweizer Grenze zwischen Vallée de Joux, Vallorbe, Saint Croix und Les Verriéres im waadtländischen und neuenburgischen Jura. Darunter Rotkreuz-Helfer, zivile Flüchtlinge und deutsche Kriegsgefangene. Nach verlorenen Gefechten und Schlachten bei Belfort ,Pontarlier und Lyon sah der Oberkommandierende dieser “Armee de L’Est”,der General Charles Denis Bourbaki keinen anderen Ausweg, als seine demoralisierten  Verbände auf  den Boden der neutralen Schweiz  zurückzuführen und so seine Armee vor der Gefangennahme durch deutsche Truppen zu retten. 87.000 Mann, 13.000 Kavallerietruppen werden interniert, 248 Geschütze. 1.158 Fuhrwerke,64 .000 blanke Waffen und 64.000 Gewehre  werden an die schweizer Armee übergeben. Bourbaki unternahm am 26.Januar einen Selbstmorversuch; seine Stelle übernahm der General Justin Clinchant.Frankreich zahlte für die Betreuung der “Bourbaki-Armee” 12,1 Million Franken,im März wurden die Franzosen repatriiert.

Zwei Monate später, am 26.Oktober  kapituliert eine bei Metz eingekesselte französische Armee unter dem Kommando des Marschalls Bazaine; gingen bei Sedan an die 100.000 Mann in Gefangenschaft, waren es bei Metzt 173.000 Mann , darunter 3 Marschälle und 6.000 Offiziere .1.400 Geschütze und 56 Fahnen fielen den Deutschen in die Hände.Unter den Gefangenen war auch die kaiserliche Garde. Doch im Bewußtsein des Volkes war die Kapitulation von Metzt lediglich ein militärisches Desaster,ohne politische Folgen. Der eigentliche Verlierer der Sedan-Katastrophe,der Marschall Mac Mahon wurde sogar Präsident der Republik.
Der Marschall Bazaine wurde degradiert und zum Tode verurteilt. Das Todesurteil wurde ausgerechnet von MacMahon, dem Verursacher der Katastrophe von Sedan und dem nunmehrigen Präsidenten in  eine 20jährige Haft umgewandelt und Bazaine auf die Insel Sainte-Marguerit  verbannt. Bazaine floh aus dem Gefängnis nach Spanien und starb  1888 im spanischen Exil. Die Verachtung traf sogar seinen Sohn: dieser brachte es in der spanischen Armee zum Leutnant, trat dann in die französische Armee über und kämpfte 4 Jahre im Ersten Weltkrieg. Nach Ende des Krieges wandte er sich an Präsident  Poincare mit der Bitte, das Urteil gegen seinen Vater aufzuheben, ohne Erfolg. Er ging zurück nach Spanien und starb völlig vereinsamt in Larache.Und wenn es zwischen  1870 und 1914 es hieß, “Nie davon reden, immer daran denken” so war nicht die Kapitulation von Metzt, nicht  die Flucht der “Bourbaki-Armee” in die Schweiz, nicht die verlorenen Schlachten des französisch-deutschen Krieges  gemeint, sondern Sedan.

Zwischen den  beiden Armeen ,der  “Armee de l’Est”, der Bourbaki-Armee und der “Armee von Chalons – Sedan” gab es  Paralellen, sowohl was das Verhalten der Kommandierenden als auch das Schicksal beider Armeen angeht.  Beide Armeen wurden von den deutschen Truppen vernichtend geschlagen, beide Oberbefehlshabe, Mac Mahon und Bourbaki  begingen verhängnisvolle strategisch-operative Fehler, indem sie, statt sich auf das Landesinnere fechtend zurückzuziehen, zogen sie sich nach Norden und Süden zurück.Beiden Armeen drohte aufgrund dieser  Fehler die Einkesselung, beide Oberbefehlshaber verzichteten auf die Führung der Truppen bis zur letzten Konsequenz: Mac Mahon verzichtete auf das Oberkommando nach einer leichten Verwundung, Bourbaki suchte den Tod durch Selbstmord. Beide übergaben das Kommando an Generäle, die ihr Heil in der Flucht  ins benachbarte neutrale Ausland  meinten finden zu müssen, Clinchant  in die Schweiz, Ducrot  in Belgien.
Der General Felix de Wimpffen hielt nichts von einem  solchen Plan, er übernahm das Oberkommande der nach Sedan zurückgegangenen Armee und erklärte “Was Frankreich braucht, ist ein Sieg”  – wiewohl eine solche Zielsetzung  mit einer demoralisierten , in Auflösung befindlichen Armee eine völlige Fehleinschätzung der Lage war. Wimpffen wollte Napoleon III. und das Kaiserreich vor dem Untergang retten, obwohl er  ein begeisterter Republik-Anhänger war .War dies nun ein Fehler, hätte auch er das Übersetzen nach Belgien mit anschließender Internierung  vorziehen müssen? Hätte er die Anweisung des Kriegsministers Palikao, im Falle der Verletzung von MacMahon das Kommando der Armee zu übernehmen, einfach ignorieren sollen? Mit Sicherheit hätte man ihn der Feigheit beschuldigt und nach dem Krieg vor ein Kriegsgericht gestellt.

 

Frankreichs Öffentlichkeit empfand die Schlacht von Sedan, die Niederlage von Sedan als eine nationale Katastrophe   – nicht aber den Übertritt der “Bourbaki-Armee”, die Internierung einer 100.000 Mann-Armee in der Schweiz. Hat der General von Wimpffen mit seiner Weigerung, die Sedan-Armee nach Belgien zu führen  — das Vorhaben seines Vorgängers, des Generals Ducrot— die falsche Entscheidung getroffen? Hat  er  dadurch , dass er Ducrots Plan vereitelte, und  das Oberkommande der Sedan-Armee für sich forderte und diese auch übernahm, einen strategisch-operativen Fehler begangen, verbunden mit  dem Tod  seiner Soldaten ? Oder gar einen Sieg der eingekesselten Sedan-Armee verhindert? Ducrot behauptete später, man hätte die Einkesselung verhindert und die Armee vor der Vernichtung bewahrt, wäre sein Plan eines rechtzeitigen Rückzugs in Richtung Mezieres oder Paris durchgeführt worden — Moltke,der deutsche Generalstabschef war anderer Meinung.

Die Sedan-Armee war durch den strategisch-operativen Fehler des Marschalls MacMahon, nach verlorenen Schlachten bei Weissenburg, Wörth, Mars la Tour statt  Richtung Paris den Rückzug anzutreten, nach Norden in Richtung der Festung Sedan einzuschwenken und dadurch die Reaktion des Generalstabschef Moltke, den Rechtsschwenk  nach Norden heraufzubeschwören, verloren. Ihr blieben nur noch zwei Möglichkeiten: die Internierung in Belgien oder der Kampf gegen die Deutschen.  Wimpffens Entschluss, den Kampf aufzunehmen. war, angesichts der Anwesenheit des Kaisers Napoleon III., die wohl einzig richtige Entscheidung, denn er wußte, dass die verlorene Schlacht  und eine eventuelle Gefangennahme Napoleons auch das Ende der Herrschaft  Napoleons III. bedeuten mußte. Diese Einschätzung war ein Grund dafür, den scheinbar aussichtslosen Kampf aufzunehmen, wobei er damit rechnete, dass sich der Kaiser an die Spitze seiner Truppen setzen und  diese durch seine Anwesenheit begeistern würde. Als er den Kaiser dann aufforderte, sich zur kämpfenden Truppe zu begeben, lehnte dieser dieses Ansinnen ab. Im Lichte dieser Ablehnung mutet es ziemlich zweifelhaft  die spätere Aussage seiner Entourage an, Napoleon habe auf dem Schlachtfeld den Tod gesucht, ihn habe aber keine Kugel getroffen. Allein bei der Kavallerieattacke auf Floing sind drei Generäle gefallen— sie haben garantiert nicht bewusst den Tod gesucht.

Hat  Napoleon I. bei Waterloo den Tod gesucht? Hat Hitler in Berlin den Tod auf dem  Schlachtfeld gesucht? Paulus in Stalingard, die Durchhaltegeneräle des “Dritten Reichs”, der “Reichsführer SS” Himmler, die Keitel, die Jodl? MacMahon bei Sedan, Bazaine in Metz, Saddam Hussein in Bagdad, der General Lord Raglan bei Balaklava  – allesamt Feldherren und Militärs, die ohne Bedenken ihre Soldaten in den Tod geschickt haben. Die 24 Generäle der Stalingrad-Armee schickten ihre Leute ohne Bedenken “bis zur letzten Patrone”  in den Tod; 23 von ihnen kehrten heim. Nur einer von ihnen lehnte sich gegen die “Führerbefehle”  auf — der General von  Seydlitz-Kurzbach; gedankt haben ihm dies weder seine Generalskollegen noch das “Vaterland”.
Weshalb empfand Frankreiche die Kapitulation der “Sedan-Armee” eine nationale, und eine  militärische Katastrophe?   Weshalb wurde  der Verlust  der zahlenmäßig beinahe gleichen ” Bourbaki-Armee” nicht als  ein nationale Schande empfunden? Oder die Kapitulation von Metzt? Weshalb hieß es nur im  Zusammenhang mit der Sedan-Schlacht “Nie davon reden, immer daran denken”?

Noch gab es eine französisch Armee, die Loire-Armee, geführt von erfahrenen Marschällen und Generälen– die Hoffnung, noch eine Wende heirbeizuführen, mußte noch nicht aufgegeben werden. Doch diese Schlachten gingen allesamt verloren; der General Ducrot, der Wimpffen scharf angriff und ihm letztlich die Schuld an der Katastrophe von Sedan ankreidete, verlor alle Kämpfe von Wörth bis Sedan.Als Oberbefehlshaber der neugebildeten 2.Armee,die  Paris zu verteidigen hatte, versagte er ebenso wie in Sedan. Als er am 30.November aus dem eingeschlossenen Paris einen Ausbruch unternahm, schwor er in einem Aufruf,siegreich oder tot nach Paris zurückzukehren. Das Gefecht bei Villiers ging verloren und Ducrot kehrte ohne Sieg.ohne ein Schramme, ohne eine “leichte”Verwundung  nach Paris zurück. Wahrscheinlich suchte auch er den Tod auf dem Schlachtfeld wie Napoleon III., aber es traf ihn keine Kugel;  dass er sein soldatisches Ehrenwort bracht, nämlich nicht mehr an Kämpfen gegen Deutschland teilzunehmen und Moltke ihn auf Ehrenwort ziehen ließ, sei nur am Rande bemerkt. ( irrtümlich meint Jean Pierre Allart, Ducrot sei geflohen.)Am 18.Januar 1871 erhielt er den Befehl, bei der geplanten Schlacht von Buzenval das Kommando des rechten Flügels zu übernehmen. Er wollte wieder für Frankreich sterben  – aber er kam drei Stunden zu spät – das Unternehmen scheiterte. Ducrot ist es auch diesmal nicht gelungen, für Frankreich zu sterben.Es wäre interessant zu erfahren, weshalb nach dem General Auguste Alexandre Ducrot eine Strasse in Strassburg benannt wurde?

Es gibt eine Pararelle  im Zusammenhang mit dem Wechsel im Oberkommando bei Sedan  – genau 80 Jahre später. Diesmal war es kein französisch-deutscher, sondern deutsch-französischer Krieg: Hitlers Feldzug gegen Frankreich 1940.Der französische Oberbefehlshaber hieß diesmal  Maurice Gustave GAMELIN. Seine Defensivtaktik führte letztendlich zu einer vernichtenden Niederlage  Frank-reichs. Nach nur 9 Tagen wurde er vom Oberkommando abgelöst  – sein Nachfolger wurde der General Maxime WEYGAND. Der General de Wimpffen kam damals aus Algeien nach Sedan, diesmal kam der neue Oberbefehlshaber aus Syrien. Auch er war über die Gesamtsituation nicht im Bilde,also bat er um 2 Tage Bedenkzeit, um dann mit einer Gegenoffensive zu beginnen. Die Deutschen vollzogen aber bereits ihren Plan zu einem “Rechtsschwenk” wie damals Moltke, dieser hieß jetzt “Sichelschnitt” und zielt auf die Kanalküste. In der Strategie verfolgten die Generäle Rommel und Guderian das selbe Zeil: die Großräumige Einkesselung des Gegners mit der Stoßrichtung  Kanalküste.  Nach nur 7 Tagen seines Oberkommandos beriet die französische Regierung über einen Waffenstillstand. Die gigantische “Sedanschlacht 1940” besiegelte das Schicksal der französischen Armee.

 

Weshalb hat das Deutsche Reich von 1871 bis 1918 jedes Jahr einen “Sedan-Tag” gefeiert, den Tag der Kapitulation von Sedan zum Nationalfeiertag erklärt, verbunden mit Militärparaden und fetzigen Reden, mit Dichterlesungen und Theateraufführungen, mit “Preis-Kegeln” und Feuerwerk? Weshalb kein  “Tag von Metz”. kein Tag der Niederlage der” Bourbaki-Armee” oder der Kapitulation von Paris? Es gibt (2020) kaum eine deutsche Stadt ohne “Sedanstrasse”, in München gibt es sogar ein ganzes “Franzosenviertel”  mit den Namen der großen Schlachten des französisch-deutschen Krieges -von Sedan bis Bazeilles,Saint-Privat, Wörth, Weissenburg ,Metz  – um nur einige zu nennen.(interessantenweise sprachen Franzosen nie von einem “deutsch-französischen” Krieg, sondern richtigerweise von einem “französisch-deutschen Krieg”.) In Berlin gibt es gleich zwei Sedan-Strassen: eine in Spandau, die andere in Steglitz.
Sedan war keinesfalls die Wende im deutsche-französischen Krieg, denn noch standen gut 300.000 Soldaten unter namhaften Generälen und Marschällen unter Waffen, Sedan war kein Stalingrad. Aber die siegestrunkene deutsche Öffentlichkeit wollte Sedan, die verlorene Schlacht der”Erbfeinde”, die Gefangennahme des Kaisers und den Sturz des Kaiserreichs unbedingt zum “nationalen Gedenktag” erheben. Ausgerechnet ein evangelischer Pastor tat sich mit Petitionen und Anträgen hervor, doch  Kaiser Wilhelm lehnte sowohl einen Sedantag als auch  den 18.Januar, seiner Kaiserkrönung  als Feiertag ab. Aber der Pastor ließ nicht locker, obwohl auch das Magistrat von Berlin  sich ablehnend  geäußert hat. Erst ab 1873 hat sich der “Sedantag” etabliert, obwohl der Kaiser nach wie vor es ablehnte, den 2.September offiziell zum Feiertag zu erklären.
Sedan war eine der vielen verlorenen Schlachten des französisch-deutschen Krieges, zur nationalen Katastrophe für Frankreich wurde diese Schlacht, weil als Folge das Elsass und Lothringen verlorengingen. Dieser Teritoralverlust rückte in der Folgezeit Sedan in den Mittelpunkt der “Revanche”; über den Verlust von Elsass und Lothringen sollte nie geredet, aber immer daran gedacht werden   – nämlich an die Rückeroberung.
Ein berühmtes Gemälde von Anton  von Werner hatte einen wesentlichen Anteil daran, das der “Sedantag”  zum nationalen Feiertag wurde: so wie sein Gemälde über die Ausrufung des Kaiserreiches im Spiegelsaal von Versailles auch heute noch in jedem Buch über die Geschichte Deutschland abgebildet ist, so gehörte auch das Bild “Die Kapitulation von Sedan”  in jedes Schulbuch. Das Bild, ein Teil des Dioramas in Berlin, zeigt den siegreichen Feldherrn von Moltke und den Kanzler v. Bismarck auf der einen Seite es Verhandlungstisches, den in sich gesunkenen, geschlagenen General de Wimpffen auf der anderen Seite. Zwei Siegesgötter, umgeben von einer mächtigen Entourage, der geschlagene Vertreter des Erbfeindes auf seinem Stuhl kauernd, das Gesicht zum Boden senkend. An der Wand blickt Napoleon I. auf die  beschämende Szene.
Anton von Werner zeigte das Bild dem Kaiser, der gegen den Krieg war, der kein Kaiser von Deutschland werden wollte, der den Hurra-Patriotismus  entschieden abgelehnt hat und sich auch gegen die Sedanfeier ausgesprochen hat: Wilhelm I. fand die Darstellung des französischen Gegners, des Generals de Wimpffen  ungerecht und unmilitärisch  gegenüber einem  besiegten Gegner. Daraufhin änderte von Werner  die Figur des französischen Generals: er steht und ist im Begriff, den Raum zu verlassen, nachdem Bismarck und Moltke seine Kapitulationsvorschläge abgelehnt hatten. Diese “verbesserte” Fassung fand dann Eingang in die Schulbücher.

Am27,August 1919 schaffte das Reichinnenministerium die jährliche Sedan-Feier ab: angesichts des verlorenen Krieges erschien es nicht opportun, die Siegermacht Frankreich mit einem solchen Fest  zu konfrontieren. Vergessen hat man, die unzähligen Sedan-Strassen umzubenennen. Sie gibt es sie heute noch, weil angeblich kein Mensch  mit den Namen Sedan etwas anfangen kann – so die zuständigen Stadtverwaltungen.

1993 wurde das im Krieg zerstörte Reiterdenkmal des Kaisers Wilhelm I. am Deutschen Eck bei Koblenz wieder aufgestellt. In Frankreich wurde gerätselt, wieso der Tag der  Feierlichkeiten ausgerechnet auf den 2. September fiel. “Hon y soit  qui mal y pense”.

Der General de Wimpffen ,Träger der “Legion d’honneur” und hoher italienischer Orden für seine Leistung in der Schlacht von Magenta

38 Jahre später  kapituliert das Reich Wilhelms II. in Compiegne. Ein französischer Maler hat die Szene in einem schlichten, colorierten Bild festgehalten: Im schmucklosen Salonwagen der SNCF sitzen diesmal die Sieger, nur der Marschall Ferdinand Foch steht wie einst Bismarck, gebieterisch, stolz und siegesbewußt, die Kapitulationsbedingungen diktierend. Die beiden wichtigsten Verhandlungspartner des Deutschen Reichs in Zivil, den Hut in der Hand. Sie wurden offensichtlich nicht  einmal aufgefordert, die Mäntel abzulegen, sie stehen neben den Thonet-Stühlen, bereit, den Salonwagen sofort zu verlassen, sollten sie  die Bedingungen der Franzosen nicht akzeptieren.

Nach dem siegreichen Feldzug gegen Frankreich ließ Hitler den nunmehr berühmten Salonwagen der SNCF nach Compiegne bringen , um dort die zweite Kapitulation Frankreichs entgegenzunehmen. In seiner Begleitung die Generäle und künftigen Feldmarschälle: Raeder, Keitel, Göring und Hitlers Stellvetreter, Hess.Hitler betrat nur kurz den Wagen, um es gleich wieder zu verlassen. Die Verhandlungen führten auf deutscher Seite der General Wilhelm Keitel, der französische Unterhändler war der General Charles Clement Huntziger( 1880 -1941) ,fatalerweise wieder ein Franzose mit einem deutschen Namen. Der berühmte Salonwagen verschwand während des zweiten Weltkriegs ebenso spurlos wie das berühmte Sedan-Diorama in Berlin. Über die berühmte Szene im Salonwagen am 22. Juni 1940  gibt es kein Gemälde eines Malers vom Rang eines Anton von Werner, nur triste schwarz-weiß Fotos.


Der General de Wimpffen war vor Sedan kein Unbekannter. Er nahm an allen kriegerischen Unternehmungen des zweiten Kaiserreichs Napoleon III. teil. Kämpfte in Algerien, im Krimkrieg in Russland, im Italienfeldzug bei

Die Mutter des Generals, Cornelie Breda. (zur Verfügung gestellt von Jean Pierre Allart) (geb.29.Juli 1789 – gest.25.6.1821 in Leeurwarden)

Magenta, wo er schwer verwundet wurde. Hier kommandierte er die Nordafrikanischen Truppen, die Zuaven, die ihn hoch verehrten

Am 7.Dezember 1841 ordnete König Louis Philippe  die Aufstellung von Truppen aus der französischen Kolonie Algerien an. Aus diesen Truppen ,”Tirailleurs indigenes des Provinces  d’Alger et du Titteri” entwickelte sich die spätere Fremdenlegion der regulären französischen Armee.

Zunächst wurden drei Bataillone “Zuaven” gebildet. Das Kommando der drei Batailione übernahm am 25.September 1851  Wimpffen. Bereits 2 Jahre später erhielt Wimpffen den Auftrag, aus diesen drei Bataillonen und weiteren Freiwilligen ein Regiment zusammenzustellen, das am 9.März 1851 den Namen “Regiment de Tirailleurs algeriens” erhielt.Am 27.Mai übergab der Marschall de Saint-Arnaud Wimpffen die vom Kaiser Napoleon III. gestiftete Fahne im Rahmen einer großen Militärparade  in Kolea,;eine Fahne, die das Regiment in allen großen Schlachten der Tiraileurs und der späteren Fremdenlegion mitgeführt hat und die die  Namen  Crimee,Magenta, Verdun, Tunis, Dien-Bien-Phu schmückt. Wimpffen  gilt als einer der Gründer dieser ruhmreichen Truppe, deren Tradition auch nach Erlangung der Unabhängigkeit Algeriens gepflegt wird.

 

 

Zwei Jahre nach der Schlacht von Sedan schicke der General sein Buch “La Bataille de Sedan” an den Grafen von Bismarck. Dieser bedankte sich beim General mit dem hier veröffentlichenten Brief. ( Bismarck verwechselte den General mit seinem Vetter, den österreichischen Botschafter in Berlin, Graf Felix von Wimpffen. Emmanuel Felix gehörte der freiherrlichen Linie der Familie an.)
Das Original dieses Bismarck-Schreibens befand sich im Nachlass des ehemaligen Wirtschaftsministers der Bundesrepublik Deutschland, Graf Otto Lambsdorff, dessen Gemahlin ,Gräfin Alexandra Lambsdorff   den Brief der Familie von Wimpffen geschenkt hat. Der Brief Bismarcks befindet heute sich im Stadtarchiv von Laon.

Büste des Generals von Felix Richard im Museum der Stadt Laon

 

Beutestücke aus dem Krim-Krieg im Museum von Laon