Don Lluiz Baron de Wimpffen

Don Francisco Lluis Baron de Wimpffen, geboren 1o. Oktober 1758 in Altkirch/Elsass –gestorben am 29.Dezember 1831 in Madrid. Geboren als Ludwig de Wimpffen, Sohn des Franz Ludwig de Wimpffen und der Anastasia Zurbach aus Illfurth im Elsass, Nachkomme des Jean Leopold de Wimpffen aus Colmar.Mit 16 Jahren trat er ins deutsche Regiment “Alsace” ein, das in französischen Diensten stand. (ab 1792  53.Regiment d’Infanterie) Ab 1721 Kadett im Schweitzerregiment Buch, das in spanischen Diensten stand.

Don Lluiz’ Familie stammte aus dem Ort Wimpfen am Neckar im ostfränkischem Reich Austrasien. Seine Vorfahren waren Heermänner der fränkischen Könige, daher auch ihr ursprünglicher Geschlechter – Name Heermann. Sie waren Statthalter der fränkischen Könige im eroberten Sachsen. Einige Mitglieder des Geschlechts bekleideten im 11.Jahrhundert hohe Ämter: Arnold,Probst in Magdeburg wurde 1044 Bischof von Worms, Conrad,sein Bruder Statthalter in Wimpfen.

Im 13. Jahrhundert stieg ein Mitglied dieses Geschlechts zu einem der höchsten Würdenträger der Hohenstaufer auf; Wilhelm von Wimpfen  war königlicher Vogt und später Hüter der Reichsinsignien auf der Festung Trifels. Er verschenkte seine Güter an die Stadt seiner Vorfahren und ließ sich im Elsass, in der Stadt Hagenau (heute Frankreich) nieder. Seine Nachkommen Bekleideten in dieser Reichsstadt ebenfalls hohe Ämter.Hans von Wimpfen war im 15.Jahrhundert Schöffen von Hagenau, sein Nachkomme Jean Leopold (Stettmeister) Bürgermeister der Reichstadt. Im 14. Jahrhundert ließ sich ein Zweig der Familie in Augsburg und später in Nürnberg nieder, doch sie kehrte im 17.Jahrhundert wieder zurück ins Elsaß. Johann Georg von Wimpffen war Kanzler des aus Polen vertriebenen Königs Stanislas Leszczinsky; von seinen 8 Söhnen traten 7 in den militärischen Dienst von Frankreich, Russland und Österreich, ein Neffe von ihm, Ludwig, der spätere Don Lluiz “ein.So kam es, das in der Zeit der französischen Revolution und der Napoleonischen Ära zahlreiche Mitglieder dieser Familie in den europäischen Armeen dienten und sich in vielen Schlachten der Epoche auszeichneten bzw. starben. Thionville, Mainz, Austerlitz, Aspern, Wagram, Vitoria, Leipzig sind in der Familie eng mit dem Namen Wimpffen verbunden. Don Luiz, wie er sich in Spanien nannte, blieb unverheiratet. Zu Beginn der französischen Revolution  schrieb er sich mit einem “f”, Wimpfen, womöglich wegen der einfacheren Schreibweise .Wie er in seinem Testament formulierte: “mit meinem Tod stirbt diese Linie der Barone von Wimpffen aus”. (gemeint ist die  spanische Linie)

Louis de Wimpffen wurde 1793 zum Hauptmann, 1803 Grossmajor im selben Regiement.  Am 4.Oktober 1804 übernahm er das Kommando des Schweizerregiments Philipp Schwaller, nachdem Schwaller  am 12.August 1804 verstarb. Dieses Schweizerregiment wurde bereits 1734 vom Kanton Solothurn aufgestellt. Als Wimpffen  das  Regiments- Kommando übernahm, stand dieses bereits im Dienste des spanischen Königs. Interessant ist, dass das Offizierskorps des Regiments ein Schreiben an den Rat der Stadt Solothurn richtete und bat, Wimpfen mit dem Kommando zu beträen. Das Schreiben hatte folgenden Wortlaut:

Hochgeachteste, Hochzuverehrende Herren Schultheiss und Räth des Souverainen Kantons Solothurn,

zufolge Ihres mächtigen Fürworts geruhten S.M. unser allergnädigster König,laut erlassenen Dekret vom 4. Weinmonat ( Vendemiaire), die durch den Hintritt des sel. Herrn Philipp Schwaller erledigte Obrist Stelle durch unsern so verdienstvollen als allgemein geleibten Major Herrn Ludwig Wimpfen zu besetzen. Dieses für das Regiment so glückliche Ereignis haben wir allein Ihrer so kräftigen Mitwirkung zu verdanken; wie gern befolgen wir hiemit den angenehmen Auftrag eines sämtlichen Officier Corps,Ihnen würdigsteLandesväter, in dessen Nahmen den wärmsten Dank abzustatten.Die Freuden Thränen, die in unsern Augen glänzt, sey Zeuge unseres Dankgefühls und der redenste Beweis, wie sehr wir das Glück zu schätzen wissen, Herrn Wimpfen zum Obersten zu haben.

Genehmigen Sie,Hochgeehrteste Herren die Zusicherung unserer unterthänigsten Hochachtung.Tarragona, 14.Winmonat 1804.

Im Nahmen eines sämtlichen Officier Corps: Aug.Cusa,Aide Major Philipp Troetta, Antonio Miesch, Jean Wirz,  Josef Krutter, Fulgencio Molo,Capitaine, Franz Schnerauer,Capitaine, Antonio Vivis,Capitaine, Louis Fleury,Capitaine, Francesco Voitel, Capitaine”

Die Schweiz und die spanische Krone schlossen am 2.August 18o4 einen Vertrag, der eine Dauer von 3o Jahren haben sollte und der vorsah, dass die Schweiz 6 Regimenter zu je 19o9 Mann zur Verfügung stellt. Bedingung war die Zugehörigkeit zum katholische Glauben. Außerdem wurde vereinbart, dass ein Drittel der Mannschaft Schweizer sein musste. Als die napoleonischen Kriege auch Spanien erfassten,standen die Schweizerregimenter Traxler, de Preux, Jeune Reding(Rüttimann), Vieux-Reding, Betschart und Wimpffen( mit der Nr.1) im Dienste des Königs von Spanien. Als Joseph Bonaparte den Thron bestieg,weigerten sich die Regimenter Wimpffen, Traxler Vieux-Reding und Betschart in französische Dienste zu treten; dagegen wurden die Regimenter de Preux und Jeune –Reding in die französische Armee eingegliedert.

Unter dem Namen „Wimpffen Nr. 1“, „Primero de Wimpfen“ nahm das Regiment einen entscheidenden Anteil am spanischen Freiheitskampf in den napoleonischen Kriegen und zeichnete sich besonders in der Schlacht von Vitoria aus. Wimpffen war inzwischen Regimentsinhaber   geworden. Ein Jahr nach Übernahme des Kommandos änderte Wimpfen die Uniform des Regiments, das wie folgt beschrieben wurde: Azul con divisa encarnada, sobre vueltas, collarin y solapa.Chupa o chaleco y calzon blancos.Botonadura de metal blanco con el numero del Regimiento grabado en el centro del boton.

Der Bestand des Regiments Wimpffen, das 1807 in Tarragona, auf der Insel las Madas und Barcelona verteilt war, belief sich am 1. Januar 1808 auf 2056 Mann; darunter waren 562 Schweizer und 1094 Deutsche, vor allem aus dem Elsass, der Heimat von Wimpffen. Wimpfen, der das Kommando führte, war 48 Jahre alt, er hatte 26 Jahre Dienstzeit hinter sich. Sein Stellvertreter war Oberstleutnant Viktor Wirz aus Solothurn, 59 Jahre alt mit einer Dienstzeit von 40 Jahren! Der Major Josef Schmidt, ebenfalls aus Solothurn, war 59 Jahre alt, den Wimpffen als 13 jährigen aus Riedholz im Elsass mitnahm, kam so auf eine Dienstzeit von 25 Jahren!

18o7 bezog Wimpfen mit seinem Regiment die Garnison in Barcelona und ging im Auftrag des Königs daran, unter dem Oberkommando des spanischen Generals Trajia, Marques del Palacio aus spanischen Freiwilligen eine Guerillatruppe zusammenzustellen. Die Freiwilligen kamen vor allem aus den Dörfern Santpedor, Sallent, Mola,Igualada, vor allem aber aus Manresa . Die Ausbildung dieser Guerrilatruppe übertrug Wimpffen dem spanischen Generalleutnant Justo de Berriz und dem Guerillaführer Carlos Vicente.

Als am 6.Juni 18o8 bei Bruc (El Bruch) zur ersten Begegnung mit regulären französischen Truppen kam, verfügte Wimpffen über eine ansehnliche Streitmacht; Wimpffens Azul-Regiment bestand aus 3.8oo Mann Infanterie, 2ooo Mann Wallonen und an die 1.5oo katalanischen Freiwilligen-Guerrilleros sowie aus einigen Kanonen. Die französischen Truppen, an die 3.ooo Mann stark mit 2 Kanonen marschierten unter dem Befehl des Kavalleriegenerals Schwartz auf die Städte Manresa und Igualada zu. In Manresa war zuvor ein Aufstand gegen die französische Besatzung ausgebrochen,das Rathaus wurde gestürmt und die französischen Soldaten aus der Stadt vertrieben. Schwartz erhielt den Auftrag, Manresa zu bestrafen und die Truppen Wimpffens zu vernichten. General von Wimpffen hatte über die Kampfkraft seiner bunt zusammengewürfelten – heute würde man sagen „multikulturellen“ Truppe – keine Illusionen gehegt.Kurz zuvor musste er sich mit 3oo seiner Schweizern durch einen französischen Belagerungsring schlagen, nachdem der Gouverneur von Barcelona die Festung Mont Jouy, in welcher Teile von Wimpffens Regiment in Garnison lagen, ohne Kampf den Franzosen auslieferte. Die spanische Besatzung leistete keinen Widerstand und die Schweizer entgingen nur knapp der Vernichtung bzw. der Gefangennahme. Beim Herannahen der französischen Truppen wurde in Manresa ein Kriegsrat abgehalten, um über die einzuschlagende Taktik Entscheidungen zu treffen. Wimpffens Vorschlag, mit den schlecht ausgebildeten spanischen Guerrillatruppen eine starre Verteidigung einzurichten, wurde akzeptiert; das Schweizerregiment sollte im Zentrum Carree bilden und die erste französische Angriffswelle auffangen. Von den Bauern der Umgebung wurden in aller Eile Laufgräben ausgehoben , die Strassen mit gefällten Bäumen belegt.

200-Jahr-Feier am Denkmal  des Tambouren von El Bruc in 2008 Im Vordergrund Soldaten des Regiments Suizo Nr. 1 Wimpffen

Wimpffen hieß den Vorschlag des Guerillaführers Vicente gut, zur Täuschung der Franzosen über die Stärke der schweizerisch- spanischen Truppen eine Kriegslist anzuwenden,die später zur „Legende der Tambouren von El Bruch“ wurde.Der Guerillaführer stellte eine kleine Truppe von 14 Tambouren zusammen,postierte diese auf der Anhöhe bei El Bruch am rechten Flügel des in Aussicht genommenen Schlachtfeldes mit dem Auftrag, auf ein vereinbartes Zeichen hin mit dem Trommelschlag zu beginnen. Als Zeitpunkt wurde ein möglicherweise kritischer Augenblick des Schlachtgeschehens vereinbart. Die Franzosen sollten glauben, dass eine mächtig Reserve im Anmarsch sei.
Nach den erfolgreichen zwei Gefechten bei El Bruch wurden die drei “spanischen” Schweizerregimenter 2 Jahre späterzu einer “Helvetischen Division” zusammengefasst und Wimpffen,inzwischen zum Brigadenegeral befödert, zu deren Kommandeur ernannt. Auf Grund seiner engen Kontakte zu den englischen Invasionstruppen wurde er ins Hauptquartier von Wellington versetzt und übernahm hier die Aufgaben eines Generalstabschefs der vereinigten portugiesisch-spanischen Truppen.

Am 18.April 1814 fiel dem General Wimpffen eine Aufgabe zu, die sein Vetter, der Generalstabschef der österreichischen Armee von EH Carl, Maxilian von Wimpffen 5 Jahre zuvor zu übernehmen hatte; dieser hatte 1809 in seiner Eigenschaft als Generalstabschef der österreichischen Armee den Waffenstillstand von Znaim mit dem Vertreter der französischen Armee, dem Marschall Berthier auszuhandeln gehabt; nun erhielt Don Luis de Wimpffen vom Feldmarschall Marquis de Wellington die Aufgabe, zusammen mit dem  Generalstabschef der englischen Armee, Sir George Murray den Waffenstillstand von Toulouse auszuhandeln. Der General Comte Cazan vertrat die Marschälle Duc d’Albufera,Louis Gabriel Suchet und Nicolas Jean-de-Dieu Soult, Duc de Dalmatie.

Der Waffenstillstandsvertrag umfasste 14 Artikel und ordnete die Einstellung der Feindseligkeiten zwischen der französischen Armee und den vereinigten englisch -spanisch-portugiesisch Truppen an.

Unterzeichnet wurde die Convention von Major General G.Murray MG and QMG und Luis Wimpffen, Xefe de EMG de Campana de los Exercitos Espanoles.

Am 14. Juni 1813 schrieb Wellington an den General de Wimpffen:

“Mon cher General,

En ecrivant au Comte de la Bisbal sur sa marche, je vous prie de lui dire de tirer de subsistances de Tordesillas et de Valladolid; et, apres avoir passe Valladolid, de Lerma, Ros etc. et le pays entre le Pisuerga, le Duero, et l’ Arlanzon”.

Agreez etc. Wellington

PS  Je ferai arreter le courier jusqu’a l’arrivee des ordres sur ce sujet, en cas que vous ayez ecrit le premier avant de recevoir celle-ci.

Der spanische König verlieh ihm  1816 nach Abschluss der “guerra de la  Indepencia” das Großkreuz des St. Ferdinandsordens; er wurde Mitglied des “Lilienordens”,1818 wurde er zum  Feldmarschall befördert.Der König verlieh ihm  gleichzeitig den St.Hermenengild- Orden.

Bereits 1814 wurde er in das Bürgerrecht der Stadt Solothurn/Schweiz aufgenommen. Aufgrund seiner Verdienste als Oberkommandant der Schweizerregimenter in Spanien in den Jahren 1810– 18121 erließ ihm der Solothurner Stadtrat die Einbürgerungstaxe.
Das Stadtarchiv von Madrid  – Archivo Historico de Protocolos de Madrid , Comunidad de Madrid  – verwahrt umfangreiche Unterlagen über  den Werdegang und Militärkarriere des Marschalls, darunter ein Testament von 6 Seiten.(Signatur Tomo: 24921, Folio Inicio 469 r-Folio Final 477 r vom 24. 11. 1815)  Zuständig: Teresa Diez de los Rios San Juan,Direktorin des Archivs.E-Mail: ahpm@madrid.org.
Das Testament des Generalleutnants hat folgenden Wortlaut:
“Testamento que hace Don Francisco Louis Wimpffen, Teniente General de los Ejercitos de  S.M.  Catolica, Coronel del Regimento Suizo de su apellid0, gran Cruz de la Real y Militar Orden de S. Fernando de la … de S.Hermenegildo, cavallero de la Orden de la flor de Lys, con differates decoraciones militares come de las Batallas de Vitoria, de Saro, de Tolosa, del ejercito primer de idem del tercerro y quarto etc.etc.”

siehe auch “Spaniens Morgarten….” in www.wimpffen.de

Literatur: Schweizer Infanterieregiment von Wimpffen. Haupt Stand welcher in sich enthält die Namen,Vaterland,Alter, Stuffenweise Vorrückung und DienstJahre der Officiers des gesagten Regiments, welche sich in Diensten seiner Katholischen Majestät befinden nebst  vorgefallenen Neuigkeiten vom Monat April 1808 bis Ende Dezember 1814
Palma de Maillorca, 31 desembre 1814
Schweizer Infanterieregiment von Wimpffen…. nebst vorgefallenen Neuigkeiten vom jüngst verflossener Jahr
Palma de Maillorca 1816, 1817, 1819
Rang Listen Der Herrn Staabs und Ober Officiers des Löblichen Schweizer Infanterie Regiments von Wimpffen in Diensten seiner Majestät des Königs von Spanien und Indien
Palma  de Mallorca 1819
Carta de Luiz von Wimpffen a S.E.M.l’Avoyer encharge de la Ville et Canton de Soleure.Incipit: Excellence.Nous venons d’experimenter un changement…
Palma de Maillorca,8.abril 1820
GeneralLieutenant Ludwig von Wimpffen melden dem Vovort (LU) dass das Schweizer Regiment auf Majorka in spanischen Diensten auf die neue Verfassung vereidigt worden
Palma de Maillorca 1820
Luiz de Wimpffen: El Inspector General en comision de los Regimientes de infanteria Suiza al servicio Nacional de las Espanas
Palma de Mallorca, 30 de marzo de 1820
Joseph Valentin Keller-Zschokke: Franz Josef Stephan VOITEL von Solothurn, 1773-1839 Oberstleutnant im 1. Spanischen Schweizerregiment von Wimpffen seine Lebensschicksale
Verlag Vogt-Schild, Solothurn 1929
Bericht des Herrn Generalieutenant von Wimpffen an Seine Excellenz den Herrn Presidenten des Eidgenössischen Vorortes.
Soleure 1825