Ein Essay
Wie alt ist die Stadt, die ehemalige Reichstadt Wimpfen am Neckar?
Auch sie ist nicht älter als die Erinnerung der Menschen, die im Verlauf von Jahrhunderten in ihr gelebt haben.
Wieviele Arten von menschlichen Schicksalen, wieviele Kulturen, wieviele zerstörten Kulturgüter liegen unter der Erde der heutigen Stadt Bad wimpfen am Berg und Wimpfen im Tal begraben? Kelten, Römer, Alemannen, Franken – was ist von ihnen geblieben?
Zuerst kamen die Römer
An einem sonnigen Tag im Juni des Jahres 84 v.Chr erschienen die ersten Vorhuten der VIII. Legion Augusta Gallica,(Standort Straßburg) vor den großen Ringwällen einer Bergfestung am Ufer des Neckars.Es sind Reiter der in Aquitanien,im heutigen Südfrankreich stationierten Cohors III Aquitanorum equitata. An die 100 Reiter und über 300 Mann Fußtruppen. Im grellen Sonnenlicht wirken die glitzernden Brustpanzer, die prächtigen Helme- mit ihren
roten Helmbuschen, das Blitzen und Leuchten der mitgeführten Standarten, die Feldzeichen mit dem Capricornus, dem Widder ,furchterregend. Die Reiter sind die ersten Vorboten einer heranrückenden römischen Eroberungsarmee. Sie hat die Aufgabe, die Grenzen der römischen Provinz Germania superior zu sichern und weitere Eroberungen Richtung Norden vorzubereiten.
Vor der Bergfestung macht die Truppe Halt, einige Reiter werden vorgeschickt, das Gelände zu erkunden. Auf dem Weg treffen sie auf die Abschnittswälle, die den ganzen Bergwipfel,das ganze Bergplateau vor Angriffen schützen sollen. Aber es gibt hier niemanden,der den römischen Soldaten Widerstand leisten könnte. Die Bergfestung,in der die keltische Bevölkerung friedlich ihr Tagewerk verrichtet, wird ohne Kampf besetzt. Tage später meldet der Kommandeur der Reiter an den Befehlshaber der Koohorte (Primus Pilus) die Besetzung des
Ortes mit dem für die römische Zunge unaussprechlichen Namen ,,uimpe“ und dieser ordnet an, sogleich mit der Errichtung eines Militärstützpunktes zu beginnen. Der Ort Wimpfen am Neckar tritt das erste mal ins Licht der Geschichte.
Und es geschieht etwas Unerwartetes: die gefürchtete Besatzungsmacht plündert nicht, sie zerstört nichts, sie vergewaltigt nicht die Frauen, sie tötet nicht die Druiden, die Priester; sie beginnt statt dessen zu bauen: Häuser, Strassen, Tempel, Schwimmbäder, Turnhallen. Und noch etwas versetzt die Bewohner ins Staunen: die römischen Soldaten tragen keine langen Hosen und laufen in Schnürsandalen herum. Oben martialisch, unten eher friedlich. Was werden die
wohl tun, wenn der ,,General Winter“ in Germanien hereinbricht ?- denkt der einfache Kelte, der warme, knöchellange Wollhosen trägt. Oder ziehen die bald wieder ab, nach einem erfolgreichen Blitzkrieg? ( nach dem Motto.“Zu Weichnachten sind wir Daheim“) Doch niemand bei den Römern denkt an einen Rückzug. Die Soldaten sind die ersten, die in die Hände spucken. Die Bevölkerung schaut erstaunt zu, und sie arrangiert sich mit den Machthabern.
Und sie beginnt mehr oder minder freiwillig mitzubauen, nicht wie die Römer aus Stein und Marmor,sondern aus Holz und Lehm: das Fachwerk feiert hier seine Geburtsstunde.Nicht der Maurer, sondern der Zimmermann wird in den folgenden Jahrhunderten der wichtigste Architekt in dieser Gegend.
Auch die Integration, eine Art Nebeneinander, eine Cohabitation mit den heimischen Kelten schreitet schnell voran.
Schon Jahre später stellen die Kelten der Germania superior zahlreiche Elitetruppen der römischen Legionen.Man kann wohl mit Recht von einer beispielhaften „Integrationspolitik“ sprechen.
Die Kelten, die die Gegend bevölkern und in recht primitiven Behausungen leben, sind die letzten Nachfahren eines ehemals mächtigen Volkes, das Europa vom Schwarzen Meer bis zur Marne bevölkerte, ohne jemals richtig geherrscht zu haben. Manche Historiker bezeichneten die Kelten als ein „rätselhaftes Volk“ – rätselhaft, weil man nicht viel über die Kelten weiß.Sie waren überall und doch nirgends.Sie waren einfach da, während 500 Jahre im frühen Mittelalter. Sie wurden nicht verjagt, nicht vertrieben, sie gingen einfach unter, wurden assimiliert, überlagert. Ihre Sprache wurde in Süddeutschland noch unter Karl dem Großen gesprochen, doch keiner wusste so recht, um was für eine Sprache sich gehandelt hat. Einige Namen ihrer Oberschicht, des Adels sind überliefert und sie klangen schon den Zeitgenossen fremd, ungewöhnlich: Vercingetorix,Orgetprix, Ambiorix, Dumnorix, Cuchulainn. Zweitausend Jahre später liefern diese keltischen Heldengestalten für die beiden Franzosen, Rene Goscinny und Albert Uderzo die Vorlage zu den Comic-Figuren Asterix, Obelix,Idefix.Wahrscheinlich wissen die wenigsten Liebhaber dieser Comics, dass es sich um Kelten gehandelt hat. Sie leben fort als Gallier.
Mit den Römern kommt Kultur in das eroberte Gebiet. Neben einem Kastell, eine Art Waffenplatz für das Militär, werden Häuser für die aus Italien, Spanien und Gallien nachziehende und ansässige Zivilbevölkerung gebaut. Strassen werden verlegt, über den Nicer – so der keltische Namen des Neckars – eine feste Brücke geschlagen, ein Tempel für die Göttin Diana und Iupiter , dem Höchsten am römischen Götterhimmel errichtet, ein beheiztes Bad für die Bevölkerung angelegt. In einigen Jahrzehnten entsteht ein Vicus, eine römische Kleinstadt, die, statt des unaussprechlichen keltischen Namens erst einmal Villa Cornu heißt – nach dem Feldzeichen der VIII. Legion – Vorläuferin des heutigen Stadtteils Wimpfen im Tal. Der ursprüngliche keltische Name der Siedlung verschwand, wahrscheinlich für immer, wie die Namen der meisten keltischen Siedlungen in Germanien. Nur wenige wurden in der von den Römern latinisierten Form überliefert:Cambodunum, Brigantium,Tarodunum, Brisiacos, um später dann „eingedeutscht“ zu werden:Kempten,Bregenz, Freiburg, Breisach…
An die 400 Jahre dauert die „Besatzungszeit“ der Römer.Eine unvollstellbar lange Zeit für eine Besatzung durch eine feindliche Macht.Vor allem, wenn man sie mit den Imperien des 19. und 20.Jahrhunderts vergleicht. Doch ist die Frage erlaubt, ob diese Besatzungszeit auch eine Zeit nur der Unterdrückung, der Ausbeutung, der Drangsalierung, der Versklavung der einheimischen Bevölkerung war, wie dies gerne von einer „national“ gesinnten Geschichtsschreibung dargestellt wurde? Wenn man bedenkt, welche Kulturlandschaften durch die Römer geschaffen wurden – von Britannien bis zum Schwarzen Meer, so kann man den Untergang dieses römischen Imperiums nur bedauern. Denn als die römischen Adler sanken, sank mit ihnen auch die römische Kulturleistung, alles, was der römische Kunstsinn in 400 Jahren geschaffen hat. Und es dauerte – leider – 2000 Jahre, bis Pizza und Lasagne wieder heimisch geworden sind in Germanien.
Dann kamen die Alemannen
Sie staunten nicht schlecht: vor ihnen „blühende Landschaften“, friedliche Spaziergänger auf steingepflasterten Strassen, Gebäude im griechisch-römischen Stil,Bodenheizung, Bäder. Wofür das alles, fragten sie sich und begannen mit der Besetzung der blühenden Landschaft. Die nun folgende Besatzungszeit glich jener des 20.Jahrhunderts. Mit den Alemannen kam die Barbarei, die sinnlose Zerstörung, das Plattmachen, das Abfackeln ganzer Städte,die Vertreibung oder Versklavung der römisch-gallischen „Ausländer“.
„Ein Volk bestehend aus zusammengelaufenen Leuten und Mischlingen – und das bedeutet auch ihr Name“ – schrieb,bei allem Respekt ein Historiker. „Alemannische Landnahme“ heißt der Vorgang besänftigend in den Schulbüchern. Alles, was mit Rom zu tun hatte, wurde zerstört, zerschlagen. geschleift, nicht einmal die Götterskulpturen und die Friedhöfe wurden verschont. Und als sie schließlich die Oberhand gewannen, versank auch die keltisch-römische Villa in Schutt und Asche, um einige Jahrhunderte später als „Cornelia“ in einer Chronik des Mittelalters wieder aufzutauchen; der Chronist konnte mit dem Wort „Cornu“, dem Feldzeichen der VIII.Legion nichts anfangen, also entschied er sich für „Cornelia“.
Die Historiker wundern sich, das man in den nächsten 300 Jahren nichts weiß über die in römischer Zeit prächtigen Stadt „Civitas Alisinensium“, über eine ehemals tatsächlich blühende Kulturlandschaft. Die Wahrheit ist: es gab nichts zu berichten. Die Alemannen haben in ihrer Zerstörungswut gründliche Arbeit geleistet: Häuser,Kastell,Tempel, Bäder wurden dem Erdboden gleichgemacht.Sie hinterließen, als man sie zum größten Teil vertrieben hat, eine Wüstenlandschaft, die im besten Fall als Steinbruch für die nachfolgenden Jahrhunderte zu benutzen war. Weshalb sie alles zerstörten, statt für sich nutzbar zu machen, bleibt, wie jede sinnlose Zerstörung von Kulturgütern, ein Rätsel. Tatsache ist, dass sie eine für damalige Verhältnisse gut entwickelte Kulturlandschaft zum Rodungsland verwüsteten – man muss nur das schöne Buch “ Das römische Germanien aus der Luft“ zur Hand nehmen, um ermessen zu können, welche Schäden diese Räuberbanden angerichtet haben. Ein möglicher Grund dieser Zerstörungswut könnte die Tatsache sein, dass die Alemannen vorwiegend umherziehende Viehzüchter waren, die mit einem Städchen wenig anfangen konnten.“ Das Land bleibt stumm“ schreibt vornehm-diplomatisch ein Historiker,wohl mit Rücksicht auf die heutigen Nachkommen der Alemannen. “ Bis 700 n.Chr. sind wir so gut wie ganz auf Bodenfunde aus den Gräberfeldern angewiesen.Die sind ihrer Natur nach einseitig und nicht immer unzweideutig. Über vieles, was wir gerne wüssten, sagen sie nichts oder nichts Sicheres aus. Die schriftlichen Nachrichten sind dürftig und zufällig und stammen samt und sonders von auswärts“.
Dann kamen die Franken
1996 wurde der 1500.Jahrestag der Schlacht von Zülpich in Deutschland weder gefeiert noch fand sie eine besondere Erwähnung in den Medien, obwohl der Tag die Geburtsstunde des christlich- abendländischen Abendlandes und der Todestag der barbarischen Alemannenherschaft ist. Hier bei Zülpich trafen die Heere des merowingischen Königs Chlodwig und der Alemannen aufeinander.Nach dem Chronisten Gregor von Tours kam es im Jahre 496 zu einem „gewaltigen Blutbad“; die Alemannen waren im Begriff, den Widerstand der Franken zu brechen.Doch in diesem Augenblick warf sich der fränkische König auf die Knie und flehte den christlichen Gott um Hilfe. Nicht Wotan, sondern den Gott der Christen.Der Chronist: Chlodwigs Heer „war nahe daran, völlig vernichtet zu werden.Als er das sah, erhob er seine Augen zum Himmel, sein Herz wurde gerührt, seine Augen füllten sich mit Tränen und er sprach ‚Jesus Christ, Chrodichilde (seine Frau) sagt, du seiest der Sohn des lebendigen Gottes,Hilfe sollst Du den bedrängten Franken, Sieg geben denen, die auf Dich hoffen – ich flehe Dich demütig an um Deinen mächtigen Beistand.Gewährst Du mir jetzt den Sieg über diese Feinde und erfahre ich so jene Macht, die das Volk, das Deinem Namen sich weiht, an Dir erprobt zu haben rühmt, so will ich an Dich glauben und mich taufen lassen auf Deinen Namen. Entreiße mich aus der Hand meiner Widersacher“. Der Sieg der Franken über die „zusammengelaufenen Leute“ war vollständig;der alemannische Häuptling, ein „Gaukönig“ wurde noch auf dem Schlachtfeld erschlagen, seine Truppen ergriffen die Flucht.(wahrscheinlich liefen sie bis ins Elsass und die Schweiz) Chlodwig wurde zwei Jahre später getauft und der Bischof Remigius sprach bei der Taufe in Saint-Denis die berühmt gewordenen Worte: Beuge still dein Haupt, verehre, was du verfolgtest, verfolge was du verehrtest“. Die Franken wurden katholische Christen, in Paris wurde später eine Strasse nach der Schlacht von Tolbiac benannt (der lateinische Name von Zülpich hieß „Tolbiacum“) und sie gingen unverzüglich daran, das gesamte merowingische Reich nach römischem (nicht nach germanischem)Vorbild zu organisieren. In kürzester Zeit wurde das alemannische linke Rheinufer bis zum unteren Main besetzt. Um das Jahr 500 eschienen sie im „stummen Land“ am Neckar. Sie gründeten an Stelle der verwüsteten Siedlungen neue Dörfer, bauten Kirchen, stifteten Klöster, errichteten neue Bistümer. Aus der Sicht der Alemannen waren die Franken eine Besatzungsmacht, die, wie Besatzungsmächte im allgemeinen, wenig zimperlich mit den Besetzten umsprangen. Aber sie bringen auch eine neue Kultur, sowie die bewährte römische Verwaltungs- und Finanzstrukturen Galliens mit, von der sie bereits seit gut einem Jahrhundert geprägt wurden.
Die wichtigste Maßnahme ist allerdings die Errichtung neuer Militärsiedlungen nach römischem Muster in den eroberten Gebieten – so auch auf dem Gebiet der ehemaligen „Villa Cornu“ der VIII. römischen Legion. Die Militärsiedlung umfaßt zunächst 1 000 zum Heeresdienst verpflichtete fränkische Krieger, die eine Centene bilden. Es sind sogenannte Freie, franci homines; sie bilden einen geschlossenen Truppenkörper, an dessen Spitze fränkische Heermannen, (im Süden Germaniens heißen sie „Arimannen“) als Befehlshaber stehen. Das verwüstete Land, das sie beschützen und wieder urbar machen sollen, wird Königsgut. Die unterworfene Bevölkerung wird zur Rodung und zum Ackerbau gezwungen. Sie sind die künftigen Steuerzahler, indem sie einen hohen sogenannten „Königszins“ zu zahlen haben.
Im Mittelpunkt der Centene stehen die Kirchen; im heutigen Wimpfen im Tal wird der Grundstock der romanisch-gotischen Kirche gelegt, sie wird dem heiligen Martin, dem Frankenheiligen geweiht. Erst als noch ein Kloster entsteht, weihen die Mönche Kloster und Kirche dem Apostelfürsten Petrus, der von den Franken ebenfalls als Schutzheiliger verehrt wird. Es sind im übrigen die HEERMANNER, deren Aufgabe es ist, die Kirchen zu schützen, die Rodungen zu überwachen.die Missionare zu begleiten und dem König Kriegsdienst zu leisten. Die „HERMANNEN begründen auch den späteren Reichtum der Kirchen, denn sie dürfen im Namen des Königs, dem sie unmittelbar unterstehen und dem sie verantwortlich sind, Schenkungen machen. Einer dieser Heer – Männer schenkte namens des Königs Siegebert große Ländereien um Wimpfen und die Siedlung im Tal samt Kirche und Kloster dem Bischof von Worms.
Auf dem Gebiet des heutigen Wimpfen am Berg wurde unter den Merowingern ebenfalls eine Kirche gebaut und dem heiligen Germanus geweiht. Im Laufe der nächsten Jahrhunderte entstanden zwei Zentren: im Tal wurde auf den Fundamenten der alten römischen Stadt eine fränkische Militärsiedlung, auf dem Berg ein Königshof der merowingischen Könige errichtet.
Es ist eine friedliche Entwicklung, diese fränkische Kolonisation, die durch Urbarmachung einer verwüsteten Landschaft gekennzeichnet ist. Überall werden Gehöfte angelegt, die im Laufe der Zeit zu Gehöftegruppen zusammenwachsen. Den Anstoß zur Bildung von Dorfgemeinschaften geben fast immer Kirchenbauten, so auch in Wimpfen. Auf dem Berg machen die fränkischen Könige immer wieder Halt, veranstalten Gerichtstage, sprechen Recht, „lassen sich gut gehen“. Etliche Strassen laufen in Wimpfen zusammen, am Neckar findet ein reger Schiffsverkehr statt, und so liegt es nahe, dass der Königssitz auf dem Berg zu einem bedeutenden Zentrum des austrasischen, des östlichen Frankenreichs wird. Die merowingischen Könige Dagobert I., Sigibert und Chilperich halten sich in Wimpfen auf. König Sigibert III. ein Sohn von König Dagobert, hat einen Großteil seines Lebens auf seinem Königshof auf dem Berg verbracht. Er begründete durch zahlreiche Schenkungen von Ländereien den Reichtum der Bischöfe von Worms.
Dann kamen die Ungarn
Die friedliche Entwicklung wurde jäh unterbrochen durch das Erscheinen magyarischer Reiter. Ihnen eilte der Ruf voraus, der nichts Gutes ahnen ließ: ein Volk, das viel grausamer und unbarmherziger war ,denn das unvernünftige Vieh – schrieb der Chronist Burckardi ab Hallis über die Ungarn, die – nach Angaben des Chronisten – im Jahr 905 vor der Stadt Wimpfene am Berg erschienen sein sollen.“Bürger und Fremde verteidigten gemeinsam die ‚Stadt‘. Mächtig setzten die Hunnen der Stadt zu, lagerten sich nahe an die Stadtmauer, berannten sie mit Sturmböcken und anderen Werkzeugen, verbargen sich gegen Geschosse der Belagerten unter ihren Schildern und Sturmdächern.Doch leisteten ihnen die Armbrustschüzen und Schleuderer der Christen männlichen Widerstand und schädigten sie sehr.Nachdem nun die Hunnen verschiedene Geschwader in Schlachtordnung gestellt, fielen sie gegen die Tore, griffen zugleich die schwachen Teile der Befestigung an, zerschmetterten die Tore und drangen unter schrecklichem, hellem Geschrei, doch mit großen Verlusten in die Stadt, die lieber sterben als in der Heiden Dienstbarkeit geraten wollten.Die tyrannschen, tierischen Hunnen aber teilten den Raub, viel Gold und Silber, fingen die Christenweiber und erdachten eine neue Art, sie zu quälen.Sie schnitten ihnen, damit sie keine Kinder mehr gebären und aufziehen können, die Brüste ab und also geschah es, dass man hinfort die Stadt hora locum priori nomini non nominabant „Wibpein“ nannte.Da hörte man ein Heulen und Wehklagen bei allen, die von diesen Gräueln hörten, dass man meinte, Jeremias der Prophet habe wiederum seine Klageieder über Jerusalem angestimmt. Danach zündeten die Hunnen die Stadt an, schleiften Schloss und Stadtmauern und zerstörten sie von Grund auf, wie einst Jerusalem geschah, da kein Stein auf dem anderen blieb.“
Burkhard schrieb seine Chronik in der Zeit von 1290 bis 1300, an die 400 Jahre nach dem Überfall durch die Magyaren. Wir wissen nicht, welche Quellen er benutzt hat, wahscheinlich standen ihm nur mündliche Überlieferungen zur Verfügung als er den Untergang Wimpfens schilderte. Indes kann man seine Schilderung mit gutem Recht in den Bereich der klösterlichen Märchenerzählung verweisen. Freilich, wenn man bedenkt, was der Historiker des Jahres 2022 über die Ereignisse schreiben würde, die um 1600 geschahen, ohne schriftliche Quellen, ohne die Fachliteratur, ohne Archive, ohne Internet, kämen wahrscheinlich ähnliche Ammenmärchen zustande.
Als die Chronik entstand, bestand ein christliches Königreich der Ungarn seit 300 Jahren und es bestanden mannigfaltige Verbindungen dieses Königreichs mit dem Heiligen Römischen Reich deutscher Nation, nicht nur auf staatlicher Ebene, sonern auch zwischen den Klöstern der verschiedenen geistlichen Orden.Auch fand ein reger Kulturtransfer zwischen den beiden Reichen statt, die durch die bayerische Gisela,Frau des Heiligen Stefan und der Getrude von Meran, Frau des Königs Andras repräsentiert wurde.
In seiner Chronik spricht er von „gens unnorum et ungarorum“. Die Hunnen mögen zwar im V. Jahrhundert durch die Gegend gezogen sein, im Falle Wimpfens waren es allerdings die sieben Stämme der Magyaren, die seit 896 in Pannonien, im heutigen Ungarn siedelten. Durch das ungarische Schrifttum sind die einzelnen Feldzüge zweier ungarischer Stämme unter der Führung von Lehel und Bulcsu gut belegt: die ersten fanden bereits 899 statt und sie endeten 955 mit der Schlacht von Augsburg. In dieser Zeit wurden insgesamt 42 Feldzüge unternommen, teils in Richtung des Reichs, Italien und den Bereich des oströmischen Reichs und Byzanz; in den meisten Fällen wurden die magyarischen Truppen als Verbündete rivalisierender Fürsten gerufen.Der Feldzug des Jahres 910 traf auch die befestigte Siedlung Wimpfen am Berg, die sie offensichtlich nach einer kurzen Belagerung verwüsteten.Die zeitgenössischen Chroniken erwähnen in ihren Darstellungen kein einziges Mal eine grausame Verstümmelung- Brüste abschneiden – von Frauen; die Frauen wurden in den meisten Fällen als Sklavinnen mit nach Ungarn genommen, mit Sicherheit fanden auch Vergewaltigungen statt. Einen Mord an einer Frau begangen die magyarischen Truppen anlässlich ihres Feldzuges in in der Schweiz,in Sankt Gallen. Dort sollen sie die Reklusin Wiborada in ihrer Zelle in der Klosterkirche Sankt Mangen 926 mit der Streitaxt erschlagen haben. Nun gibt es auch in diesem Fall eine andere,eher glaubwürdigere Version: sie sollen während ihrer Plünderung die Reklusin Wiborada in ihrer eingemauerten Zelle in Ketten gefunden haben, und, so die ungarischen Quellen, man wollte sie gegen ihren Willen von ihren Ketten befreien und sie dabei so schwer verletzt, dass sie an der hierbei erlittenen Verwundung starb.Wiborada wurde später Heiliggesprochen und sie war die erste Frau, die ein Papst in den Stand einer Heiligen erhob.
Diese Version ist sicher glaubwürdig, denn warum sollen plündernde Truppen eine wehrlose Frau in Ketten erschlagen haben? Wir können die Geschichte mit den abgeschnittenen Brüsten ruhig in die sexuelle Phantasie eines Provinzchronisten verweisen. Dass der Namen Wimpfen mit dem „Weiberpein“ nichts zu tun hat, steht außer Frage.
Dann kamen..
die Soldaten der Evangeklischen Union. dann die Soldaten der Katholischen Union. Dann die Kroaten, dann die Schweden. Dann die bayerischen Dragoner. Und schließlich erschienen die Franzosen unter dem Befehl des Herzogs von Enghien. Dies geschah am 28.Juni 1645, drei Jahre vor Ende des Dreißigjährigen Krieges. Als sie abgezogen waren, war die stolze Reichsstadt Wimpfen eine entvölkerte Trümmerlandschaft. Die Vorstadt niedergebrannt, die schützenden Mauern niedergerissen, in Wimpfen am Berg wurden 134 Häuser gänzlich zerstört, in den übriggebliebenen Gebäuden hausten 37 Familien, in Wimpfen im Tal nur noch vier. Der Rest war vor der Soldateska geflohen oder wurde getötet. Als erneut schwedische Truppen die Stadt besetzen, wunderten sie sich, denn es gab nichts mehr zu plündern. Aber als gute evangelische Christen verlangten sie vom Rat der Stadt ein „Satisfactionsgeld“. Der Rat zahlte den Schweden 10 680 Gulden, die dreifache Jahreseinnahme der Stadt. Und dies nach dem Friedensschluß, dem Westfälischen Frieden.
Der Tourist aus Schweden, der das heutige Wimpfen besucht, wundert sich, dass ausgerechnet nach dem schwedischen König Gustav Adolf eine Strasse benannt. ist.
…und dann kamen sie
statt des Kaisers gab es nun einen Führer des Großdeutschen Reichs
die Stelle des Vogts übernahm der Gauleiter Württemberg-Hohenzollern,SS-Gruppenführer und Reichsstatthalter Wilhelm Murr
und die Macht der Ortsgruppenleiter Haselmayr
gemeinsam schufen sie eine neues Reich
das „Reich der 12 Jahre“
ERICH SCHEIBLE (Waiblingen)
Die Freiherren von Wimpffen und der Ort ihrer Herkunft, Wimpfen am Neckar in Wort und Bild
Diese Abhandlung widme ich Dr. Hans Hermann Freiherr von Wimpffen;der sich 1981 nach dem Kauf und der Renovation eines frühneuzeitlichen Fachwerkhauses in Wimpfen am Neckar und somit in jener Stadt bleibend niedergelassen hat, wo seine Ahnen 16 Generationen vor ihm ihren Ausgang nahmen.
Diese Widmung erfolgt auch deshalb, weil dieser alspromovierter Historiker und maßgeblicher gegenwärtiger Erforscher seines Geschlechtsmir ganz entscheidende Impulse und Hilfen zur Bewältigung der ins Auge gefasstenDarstellung des Werdens und Wirkens desselben gegeben hat,von dem Angehörige der württembergischen Nebenlinie auch schon – wenngleich nur vorübergehend -in der zweiten Hälfte der 1870er und beginnenden 1880er Jahre in Wimpfen, ansässig gewesen sindund wohin sich damals eine ganze Reihe höchst denkwürdiger Kontakte illustrer freiherrlicher und gräflicher Vertretersowie befreundeter adliger Familien derselben geknüpft haben
WIE ICH DAZU KAM, DAS ADELSGESCHLECHT DERER VON WIMPFFEN ZU ERFORSCHEN UND WIE KOMPLEX SICH MEINE SUCHE NACHDEM MIR ZUNÄCHST FEHLENDEN QUELLENMATERIAL ENTWICKELTE
Diese Arbeit stellt eine Nebenfrucht meiner auf anderthalb Jahrhunderte Ortsgeschichte gerichteten und auf vier Bände ausgelegten Darstellung „Die Geschichte der hessischen Exklave Wimpfen (1802/03 – 1951/52)“ dar, von der vom Verein Alt-Wimpfen bis jetzt zwei Bände herausgegeben werden konnten. Bereits im 2004 erschienenen Band 1 (1802 – 1836) sah ich mich bei der Darstellung der Napoleonischen Kriege veranlasst, dem im deutschsprachigen Raum wohl am ruhmreichsten und verehrtesten Abkömmling jenes den Namen der Stadt Wimpfen tragenden Adelsgeschlechtes derer Von Wimpffen kurzgefasst zu erwähnen, nämlich den österreichischen
FELDMARSCHALL MAX(IMILIAN) VON WIMPFFEN
Feldmarschall Maximilian von Wimpffen (1770 – 1854)
als Kapitän der Ersten Arcieren-Leibgarde Gemälde von Clara v. Both Wimpffen (1907 – 2000), seit 2009 im Museum von Aspern-Essling 1809.
Dieser hatte an den Türkenkriegen und den französischen Revolutionskriegen teilgenommen und trug als Generaladjudant von Erzherzog Karl von Österreich wesentlich zum Sieg, dem ersten überhaupt, über Napoleon in der Schlacht bei Aspern vom 21. und 22. Mai 1809 bei. Und die bald danach am 5. und 6. Juli 1809 stattgefundene Schlacht bei Wagram brach er militärstrategisch richtigerweise mit Rücksicht auf die französische Übermacht ab. Das ermöglichte den österreichischen Truppen einen geordneten Rückzug, so dass sich der endgültige Sieg Napoleons in Grenzen hielt. Später nahm er u. a. als Feldmarschallleutnant an den Schlachten bei Leipzig des Jahres 1813 teil. Für sein als hoher Militär ganz dem Ruhme der österreichischen Armee geopfertes langes Leben, in dem er achtmal verwundet worden war und vor dem Feind sechs Pferde verloren hatte, bekam er von Kaiser Franz Joseph kurz vor seinem Tod den Orden vom Goldenen Vlies verliehen. Seine letzte Ruhe fand er auf sog. Heldenberg im Schlosspark von Kleinwetzdorf (heute Gemeinde Heldenberg) nahe Hollabrunn, der „österreichischen Walhalla“. Dort birgt ihn eine im Zentrum gelegene und von einem Obelisken über dem Eingang überragte Gruft. In dieser ruhen neben ihm der dreieinhalb Jahre später verstorbene berühmteste und populärste unter den damaligen österreichischen Feldmarschällen
JOSEPH WENZEL GRAF RADETZKY VON RADETZ
(1756 – 1858)
sowie als Dritter beider Freund, der Besitzer des Schlosses mit Park Kleinwetzdorf und Begründer dieser zum Andenken ruhmreicher Herrscher und Kriegshelden errichteten Gedenkstätte, der zu Reichtum gekommene Industrielle und Armeelieferant
JOSEF GOTTFRIED RITTER VON PARGFRIEDER
(1782 – 1863).
Letzteres zu erwähnen, dazu fühle ich mich vor allem deshalb veranlasst, weil mein Wimpfener Jahrgangskamerad Otto Maisenhälder mir in der Zeit der Abfassung von Band 3 von diesem „Heldenberg“ und von einem Besuch des Vereins Alt-Wimpfen dort zu Ehren des Maximilian von Wimpffen mehrfach höchst angerührt berichtet hat. Hierzu die
- Abb. 2: Der Heldenberg in Kleinwetzdorf mit im Hintergrund der Säulenhalle, die vor allem zahlreiche Standbilder von österreichischen Feldherrren und Festungskommandanten birgt, und vorne links dem Obelisk über der Gruft; Tonlithografie von J. W. Jankowsky/F. Lepié, 1860/65, Original in der Niederösterreichischen Landesbilbliothek, und
- Abb. 3: Der von einem Obelisken überragte Eingang zur 1850 geweihten Gruft von Feldmarschall Maximilian Freiherr von Wimpffen, Feldmarschall Joseph Wenzel Graf Radetzky von Radetz und Josef Gottfried Ritter von Pargfrieder, Fotografie von 2000.
Was mir aber damals in Anbetracht meines aus der Brockhaus-Enzyklopädie von 1908 und Meyers Konversations-Lexikon von 1909 geholten und somit höchst beschränkten, dazuhin teilweise unrichtigen Wissens über die Von Wimpffen nicht klar gewesen ist, das ist der Umstand, dass der damals bereits seit um die zwei Jahrzehnte in Wimpfen am Berg heimische
- HANS HERMANN FREIHERR VON WIMPFFEN
sich als ein direkter Nachfahre des Feldmarschalls Maximilian von Wimpffen betrachten darf; denn dieser ist, wie an späterer Stelle nachzuweisen sein wird, als dessen Urururgroßonkel und er also als dessen Urururgroßneffe festzustellen. Da seit 1950 in Waiblingen tätig und ansässig, hatte ich zwar erfahren, dass dieser mir bislang nur dem Namen nach und als Leiter der 1973 begonnenen und über mehr als drei Jahrzehnte gegangenen sehr beliebten und viel gesehenen Sendung des Bayerischen Fernsehens „Die Sprechstunde – Ratschläge für die Gesundheit“ bekannt gewesen war, sich in den beginnenden 1980er Jahren in Wimpfen am Berg im ehemaligen Fachwerkhause Ebner, Haupstraße 25, angesiedelt hatte. Auch hatte ich schon von dessen betagter Mutter gehört, dass sie ungarischer Abstammung und Malerin sowie in Wimpfen dann und wann zu sehen sei. Von dieser sei hier vorwegnehmend eines ihrer sich im Besitz ihres Sohnes befindlichen Werke gezeigt, das diese im Alter von 83 Jahren geschaffen hat, sich auf meine Heimatstadt Wimpfen bezieht und wohl jeden Betrachterr anrührt.
- Die Silhouette von Wimpfen am Berg, des Ursprungsortes des Von-Wimpffen-Geschlechtes, mit einem unter einer der alten Kopfweiden auf den einstigen Viehweide-Wiesen am Neckar von Wimpfen im Tal mit ihrem Hund bei ihren Schafen sitzenden Schäfermädchen, Gemälde von Clara von Both Wimpffen (1907 – 2000), 1990.
Kennengelernt habe ich denselben erst per Zufall in etwa 2002/2003 gelegentlich eines meiner damals notwendigen Besuche im Stadtarchiv Bad Wimpfen. Und die wenigen Begegnungen des Folgejahrzehnts waren leider nur zufällig und flüchtig und erbrachten keinerlei Gelegenheit, Ansatzpunkte zur Einordnung seiner Person in die mir über lange Jahre nur bruchstückhaft bekannt gewordene Genealogie derer von Wimpffen zu gewinnen.
In diese umfänglich einzudringen, dazu sah ich mich nach dem Erscheinen des den Zeitraum von 1836 – 1870 behandelnden Bandes 2 (2008) im Zuge der Sammlung weiterer historischer Fakten für den Band 3 (1870/71 – 1918/19) aus den folgenden Gründen veranlasst:
Bei meinen bereits in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg begonnenen Erforschung der Geschichte Wimpfens als hessische Exklave, war ich im „Wimpfener Bote“ bzw. in der „Wimpfener Zeitung“ auf eine über die zweite Hälfte der 1870er bis beginnenden 1880er Jahre reichende Folge von Berichten gestoßen, die belegten, dass damals in Wimpfen ein Abkömmling derer Von Wimpffen mit seiner Familie gewohnt hat und denn auch dort am 15. November 1879 gestorben ist und auf dem (heute Alten) Friedhof seine letzte Ruhe gefunden hat; nämlich der ehemalige
KÖNIGLICH-WÜRTTEMBERGISCHE KAMMERHERR UND RITTMEISTER BARON WILHELM VON WIMPFFEN
(1820 – 1879)
und seine Gattin
AMALIA (AMELIE) AUGUSTE VON WIMPFFEN, GEB. VON ROUX DAMIANI
(1837 – 1925).
Überdies ging aus diesen Zeitungsberichten hervor, dass dessen Ansiedlung in Wimpfen ein von seiner älteren Schwester, der in München wohnenden
- ANNEN-EHRENSTIFTSDAME FREIFRAU KATHARINE VON WIIMPFFEN
(1818 – 1875),gehegter, doch durch deren frühen Tod vereitelter Plan vorangegangen war, in Wimpfen umfängliche Baulichkeiten zu errichten und ein arrondiertes Gut zu gründen.
Außerdem fand sich unter den ergiebigen Hinweisen auf deren weitgestreute Verwandtschaft der genealogische Nachforschungen induzierende Umstand, dass zu dieser auch der hochgerühmte Schlachtenlenker des 1866er- und 1870/71er-Krieges,
GENERALFELDMARSCHALL HELMUTH VON MOLTKE
(1800 – 1891)
gehört hat und dieser seine über die Einheirat einer Tante zustande gekommene VonWimpffen-Verwandtschaft und damit auch dem damals großherzoglich-hessischen Exklavenstädtchen Wimpfen im Herbst 1876 die hohe Ehre seines Besuches erwiesen hat.
Ø Der den Auftakt des Bandes 3 bestimmende Deutsch-Französische Krieg mit der daraus erwachsenen Gründung des Deutschen Kaiserreiches lenkte auch meinen Blick ganz speziell auf die von der Tragik des Geschehens umwitterte und damals in aller Munde gelangte Person des französischen sog.
SEDANGENERALS FÉLIX EMMANUEL DE WIMPFFEN
(1811 – 1884).
Ø Dazuhin sah mich veranlasst, gerade dessen Leben und unglücklicher Rolle des Verlierers der Schlacht bei Sedan des 1. und 2. September 1870 sowie Unterzeichners der für die Grande Nation so schmachvollen Kapitulationsurkunde ausführlichst zu behandeln. Das erklärt sich vor allem daraus, dass dieser sich als ein Vetter des in das so nahe Blickfeld gerückten Freiherrn Wilhelm von Wimpffen bzw. als ein Großvetter von dessen mit Wimpfen, wenngleich nur vorübergehend, eng verbundenen zwei Kindern des Wilhelm und der Amelie von Wimpffen namens
SOPHIE VON WIMPFFEN und MAX(IMILIAN) VON WIMPFEN
(1861 – 1907) (1863 – 1917)
herausstellte. Wir werden über diese alle später noch vieles erfahren, dazuhin auch noch ganz besonders viel über den aus der ersten in Wimpfen 1880 geschlossenen Ehe der Vorgenannten mit dem aus Estland stammenden
BARON THEODOR LEONHARD RUDOLPH VON UNGERN-STERNBERG
(1857 – gest. od. umgekommen zwischen 1918 und 1923)
und dem unstet-abenteuerlichen unter den Kugeln der Roten Armee geendete Leben deren jüngsten Sohnes
ROBERT VON UNGERN-STERNBERG alias ROMAN UNGERN VON STERNBERG
(1885 – 1921),
genannt seiner unsägliche Qual und Tod bringenden grausamen Herrschaft in der äußeren Mongolei wegen
„Der blutige weiße Baron“.
Ø Hinzu kam des Sedangenerals enge Berührung mit seinem weitläufigen Verwandten und unglücklicherweise Widersacher Graf Helmuth von Moltke in dessen Rolle als Gegen-Unterzeichner der Kapitulationsurkunde von Sedan.
Ø Meine Forschungsarbeit wurde durch den Umstand beflügelt, der
Hohenstadter Lehrer Ludwig Will
(1872 – 1953)
in seinen 1911 in der Nr. 128 der „Wimpfener Zeitung“ veröffentlichten Jubiläums-Aufsatz „Freiherr von Wimpffen – 1811 – 13. September – 1911“ im Rahmen seiner grundlegenden Ausführungen über die Adelsfamilie deren Von Wimpffen, der bislang ersten und einzigen aus Wimpfener Feder stammenden diesbezüglichen Untersuchung überhaupt (!), gerade der Person des Sedangenerals ganz breiten Raum gegeben hat. Hinzu kam aus dessen Feder 1929 noch eine etwas veränderte Neufassung, die den Titel „Die Reichsfreiherren von Wimpffen“ trug. Während Will in seiner älteren Arbeit vom auf dem Alten Friedhof zu findenden Grabdenkmal des Reichsfreiherrn Wilhelm von Wimpffen ausgeht, dann kurz auf dessen Geschlecht allgemein eingeht sowie dann die Namen und Titel von zwei (hier an späterer Stelle beschriebenen) namhaften Vertetern derselben nennt, schließlich recht ausführlich sich dem „Sedangeneral“ widmet, knüpft er im jüngeren solchen an der bei Stadtführungen oft gestellten Frage an, „ob der französische ‚Sedangeneral’ etwas mit Wimpfen zu tun habe“. Als Antwort gibt er den Aufsatz des Jahres 1911 in der Weise wieder, dass er einige kleine Streichungen wie auch Zusätze vornimmt.
Ø Was ich aus dieser örtlichen doppelten Quelle an Grundlegendem über das Werden derer Von Wimpffen fast unhinterfragt übernahm und im Blick darauf, dass dieses – wie auch alles andere von Luwig Will konstatierte – mit den Aussagen sowohl der besagten Brockhaus-Enzyklopädie als auch mit Meyers Großem Konversations-Lexikon inhaltlich voll übereinstimmte, war vor allem Folgendes (die Unterstreichungen sind Hervorhebungen des Verfassers): „Die Familie derer von Wimpffen ist ein weitverzweigtes Geschlecht, dessen eigentlicher Familienname Heeremann hieß. Ein Nürnberger Bürger,Dominik Herman von Wimpfen, erhielt 1555 einen kaiserlichen Wappenbrief und seine Enkel wurden hundert Jahre später (1658) in den Reichsadelsstand erhoben. Sie nannten sich alle nach ihrer alten Heimat, dem jetzt hessischen Städtchen Wimpfen ‚Reichsfreiherrn von Wimpfen’.- Wir finden viele dieser Reichsfreiherren in verschiedenen europäischen Staaten in hervorragenden Stellungen, besonders als höhere Offiziere, so in Dänemark, in Österreich, Württemberg, Frankreich und als Gesandte in Preußen. Im Jahre 1800 starb der französische General und Vorsitzende des Militärgerichtshofes Freiherr Franz Ludwig von Wimpfen. Der württembergische Generalmajor Franz Karl Eduard v. Wimpffen wurde 1797 von Kaiser Franz II. in den Grafenstand erhoben.
Was die nun in den beiden Lexika folgenden Lebensbeschreibungen dieser vier sog. Stifter, dazu jenen der für wichtig erachteten Nachkommen derselben betrifft, so differiert die in den zugrunde gelegten beiden Lexika getroffene Personen-Auswahl zwar um Einiges. Selbstredend erscheinen jedoch bei jedem die zwei vorumschriebenen großen Feldherren, nämlich der aus dem zweitgenannten Franz-Ludwig-Zweig hervorgegangene „Sedangeneral“ (genannt und geschrieben hier) Emanuel Felix von Wimpffen (geb. am 13. 09. 1811 zu Laon, gest. am 26. 02. 1884 zu Paris) und der dem drittgenannten Georgs-Zweig entwachsene Sieger von Aspern Maximilian von Wimpffen (geb. am 19. 02. 1770 zu Münster in Westfalen, gest. am 29. 08. 1854 in Wien). Außerdem wird auch der von Ludwig Will herausgehobene und ebenfalls dem zweitgenannten Franzens-Zweig entwachsene und von Kaiser Franz II. 1797 sogar in den Grafenstand erhobene Franz Karl Eduard von Wimpffen (geb. am 02. 01. 1776 in Stuttgart, gest. am 08. 12. 1842 in Graz) angeführt. Die von beiden Lexikonwerken gegebene Personen- und Berufsbeschreibung belegt die von Ludwig Will für die ausgehende 18. sowie vor allem das 19. bis beginnende 20. Jahrhundert getroffene Charakterisierung der Angehörigen des Adelsgeschlechtes derer Von Wimpffen, sowohl was deren Verbreitung in viele Staaten Europas als auch deren vornehmliche Tätigkeit als hohe Militärs und daneben manchmal auch als Militärschriftsteller, außerdem als Botschafter (Diplomaten) betrifft. In Meyers Großem Konversations-Lexikon springt ins Auge, dass an die Spitze der Reihe der vier Stifter nicht Stanislaus, der Älteste, gesetzt ist, sondern Franz Ludwig, der Zweitälteste, ein Umstand, der mir erst später klar geworden ist: Aus dessen sog. Franzens-Zweig ist dadurch, dass dieser je sechs Töchter und Söhne gehabt hat, aus denen die Mehrzahl der – wie schon gesagt – so sehr über Europa zerstreuten Von-Wimpfen-Familien herausgewachsen sind, wobei zu den von Ludwig Will aufgeführten europäischen Ländern noch eine ganze Reihe anderer solcher hinzuzurechnen ist: Nämlich Russland, Italien, Spanien, Ungarn, Schweiz, Baltische Staaten, USA. und dem von Will aufgeführtenPreußen sind noch die folgenden anderen Länder bzw. Landschaften Deutschlands hinzuzufügen: Bayern, Württemberg, Franken, Westfalen, Hessen, Sachsen, Schlesien. Diese Auflistungen sind jedoch keineswegs als erschöpfend anzusehen.
Die Begegnung mit den bislang vorgestellten Personen des „von Wimpffen“-Geschlechtes, die alle mehr oder weniger bei der Erforschung der Geschichte Wimpfens der hessischen Zeit von 1802/03 bis 1951/52 und vor allem in der Ägide von 1870 – 1918 in mein Blickfeld gerückt sind, ist es also gewesen, die mich in Vorbereitung des Bandes 3 veranlasste, vor dem Beginn und noch während dessen Niederschrift, über dieses jegliche fassbare genealogische Fachliteratur, darüber hinaus örtliches und überörtliches Quellengut, darunter auch Bildgut und dazuhin genealogische Darstellungen in Wort und Bild aller Zeitläufte zu suchen, festzuhalten und auszuwerten. Alles was ich gefunden habe, findet sich im Anhang zusammengestellt in der Liste
LITERATUR UND QUELLENTEXTE
ÜBER DAS ADELSGESCHLECHT DERER VON WIMPFFEN IN CHRONOLOGISCHER ORDNUNG.
Das Nächstliegende war natürlich, weiteres primäres und auch sekundäres Material aus dem Stadtarchiv Bad Wimpfen zu bekommen, aus dem vor allem der Zeitraum, die genauen Namen und beruflichen Tätigkeiten derjenigen Träger des Nachnamens Hermann erschlossen werden könnten, die ihre Heimat- und Freie Reichsstadt Wimpfen vermutlich im 14./15. Jahrhundert verlassen und gegen die Freie Reichsstadt Nürnberg (so gedacht von dem von Will und den beiden Lexikonwerken aufgeführten Nürnberger Dominik Heeremannn her) oder evtl. auch Augsburg (so geschlossen aus Andreas Hafer in seiner Dissertation von 1993 „Wimpfen. Stadt-Raum-Beziehungen im Mittelalter“, wonach aus bestimmten Gerichtsbüchern des beginnenden 15. Jahrhunderts auf einen damaligen regen Besuch Augsburger Kaufleute in Wimpfen geschlossen werden könne) blieb ergebnislos. Und die auf evtl. vorhandenes weiteres Quellenmaterial gerichtete Auskunft von Stadtarchivar Günther Haberhauer lautete: „Weitere Anhaltspunkte kann ich in den spärlichen Archivalien der Zeit nicht entdecken.“ Was die Neuzeit anbelangt, kamen mir jedoch aus dem Stadtarchiv, was das sekundäre Material betrifft, die folgenden höchst hilfreichen zwei Kompendien zur Hand:
Ø Der vom Stadtarchiv Bad Wimpfen im Kunsthandel erworbene titellose Stammbaum des Nürnberger insbesondere Portraitzeichners und Kupferstechers Johann Wilhelm Stör von ca. 1750/60. Dieser reicht vom ausgehenden 14. bis in etwa zum ausgehenden 17. Jahrhundert und erfasst von den „Hörmann von Wimpffen“, wie diese genannt werden, die ersten 9 Generationen. Leider ist beim Kauf der ursprünglich sicherlich dazugehörige Interpretations-Text nicht angeboten worden und vermutlich verloren gegangen gewesen.
Ø Der 4 + 35 DIN A4-Seiten umfassende Separatdruck des österreichischen Bibliografen, Lexikografen und Schriftstellers Constantin von Wurzbach „Die Freiherren und Grafen von Wimpfen … mit zwei Stammtafeln“ von 1888. Dieser umspannt, entsprechend der späteren Erscheinungszeit, 17 Generationen des Zeitraumes vom 14. Jahrhundert bis in etwa zum dritten Viertel des 19. Jahrhunderts und stellt 41 „Denkwürdige Sprossen“ in 34 kürzeren und 7 längeren Texten vor. Unter den letztgenannten hält der Träger des Goldenen Vließes Maximilian von Wimpffen mit 8 Seiten die Spitze. Ins Auge springt vor allem das den Freiherren von Wimpffen in der Fassung des 19. Jahrhunderts eigene Wappen. Dessen durch den Schwarz-Weiß-Druck zu vermissende Farbgestaltung lässt sich jedoch aus der beigegebenen Wappenbeschreibung ableiten. Siehe dazu die
- Abb. 5: Die im Genealogischen Separatwerk des Constantin von Wurzbach von 1888 zu findende damalige Wappen der Freiherren von Wimpffen in einfarbiger Fassung mit Beschreibung desselben.
Dem Werk ist ein „Alphabetisches Namen-Verzeichniß“ vorangestellt, das als Suchhilfe hinter den Namen der insgesamt 50 erfassten Personen die jeweiligen Seitenzahlen angibt. Und was die nächsten zwei Seiten bringen, das sei gezeigt in
- Abb. 6: Die im genealogischen Werk des Constantin von Wurzbach von 1888 auf den Seiten III und IV aufgeführten „Besonders denkwürdigen Sprossen des Geschlechtes Wimpffen“.
Dort sind diese Personen aufgegliedert nach den Gebieten ihres jeweiligen Hervortretens angegeben (Anmerkung: die Zahlen in Klammer bedeuten die Anzahl der jeweils Genannten), nämlich als
„Ordensritter“ (2)
- a) des goldenen Vließes (1 – somit Maximlian von Wimpffen allein an der Spitze stehend) und
- des Maria Theresien-Ordens (2 – dabei der vorgenannte Maximlian!) ),
„Reisende“ (3),
„Schriftsteller“ (10),
„Zur See“ Gefahrene (1),
„Staatsmänner und Staatsbeamte“ (11),
„Männer der Kirche und Mitglieder geistlicher Orden“ (5),
„Zu Oesterreich denkwürdig geworden“( 8),
„Im Auslande denkwürdig geworden“ (18).
Selbstredend ist dann und wann eine Person in mehreren der aufgeführten Kategorien zu finden. Den jeweils ggfls. beigefügten Adelstiteln sind ab der fünften Rubrik auch die Amtsfunktionen sowie Plätze der Tätigkeit beigegeben. Damit werden die ja auch schon von Luwig Will und den beiden Lexika zu erfassen gesuchten beruflichen sowie neigungsmäßigen Arbeitsgebiete herausgestellt, wobei durch die Hereinnahme der letzten größten Rubrik der im Auslande denkwürdig Gewordenen der Waffendienst dominiert. Es wird bei genauer Durchforschung der Namen auffallen, dass bei vier der aufgeführten Personen Lebensdaten stehen, die großteils weit vor jenem oben festgestellten Zeitraum des Wegganges der sog. Heeremann von Wimpfen des 14./15. Jahrhunderts liegen, nämlich bei:
ARNOLD, BISCHOF VON WORMS (1044 – 1063),
CONRAD , PROBST IN WORMS (1329) UND
JOHANN ALBERT, DOMHERR ZU WÜRZBURG (GEB. 1354).
Dazu gehört auch noch der an siebtletzter Stelle angegebene
HEEREMANN (vom letzten Magedeburger Turnier),
das laut Lebensbeschreibung Nr. 23 auf das Jahr 1036 gesetzt ist.
Und spätereren Text erscheint auch noch
DAGOBERT VON WIMPFFEN, der ins 11. Jahrhundert gesetzt ist.
Die fünf Vorgenannten erscheinen auch alle in der angeschlossenen Rubrik „Zur Genealogie der Freiherren von Wimpffen“ (S. 3 – 5) aufgeführt. Wie an späterer Stelle gezeigt, ist die Existenz und Zuordnung dieser frühen Personen zum Geschlecht der He(e)r(e)mann/Von Wimpffen fraglich. Nichtsdestotrotz bildete die Personenbeschreibung von Wurzbach im Verein mit deren beigegebenen beiden Stammtafeln, dazu der Stammbaum von Stör, die Basis für die Gewinnung eines genealogischen Grundgerüstes, das die so wichtige Einordnung der fürs Erste erfassten Abkömmlinge der He(e)r(e)mann/Von Wimpffen in eine Gesamtgenealogie ermöglichte. Um auch den Leser, wenngleich die Namen des erstgenannten Stammbaumes in der vorgebenen Größe nur mit Lupe einigermaßen lesbar sind, sofort daran teilhaben zu lassen, seien vorläufig unkommentiert und ohne später notwendig werdende gliedernde und korrigierende Eingriffe diese drei zusammenfassenden Grunddarstellungen wiedergegeben in:
- Abb. 7: Unbetitelter und undatierter Stammbaum der sog. Familie Hörmann, hier versehen mit der Zählung der Generationen mittels arabischer Zahlzeichen von 1 bis 9 in Rot; Kupferstich von Johann Wilhelm Stör, geb. 1705 und gest. 1765 in Nürnberg (Gestalter), und Alanias (Stecher) von ca. 1750/60, signiert mit „Alanias sculpcit“ – „J. W. Stör excudit“;
- Abb. 8: Die I. Stammtafel der Freiherren und Grafen v. Wimpffen. Aeltere Linie, hier die oberen zwei Drittel versehen mit der Zählung der Generationen mittels römischer Ziffern von I bis X in Schwarz; entnommen dem 1888 erschienenen genealogischen Standardwerk des Constantin von Wurzbach „Die Freiherren und Grafen von Wimpffen … Mit zwei Stammtafeln“, Seite 33 (wegen Schwärzungen der Vorlage an den unbeschrifteten Randbereichen beschnitten);
- Abb. 9: Die II. Stammtafel der Freiherrn und Grafen von Wimpffen. Jüngerer Hauptast; entnommen dem 1888 erschienenen genealogischen Standardwerk des Constantin von Wurzbach „Die Freiherren und Grafen von Wimpffen … Mit zwei Stammtafeln“, S. 33/34.
Als wichtige Ergänzung dieser ganz speziell und allein auf die Von Wimpffen ausgerichteten Werkschöpfungen erschienen mir die gängigen Lexikonwerke des Adels, so vor allem der seit 1763 erscheinende und ständig aktualisierte berühmte „Gotha“, der sich (wie auch der vorgenannte Separatdruck des C. von Wurzbach und alle nachgenannten solchen) im Internet fand und von dem zunächst die von Christoph Cellarius und Julius Gerhard Goltbeeg bearbeitete Ausgabe des Jahres 1853 und dann auch noch die Weiterführungen von 1866 und 1874 benützt wurden. Hinzu traten vergleichend vor allem die von dem Heraldiker, Arzt und Schriftsteller Ernst Heinrich Kneschke herausgegebenen genealogischen Speziallexika „Deutsche Grafenhäuser der Gegenwart in heraldischer, historischer und genealogischer Beziehung“ von 1853 und „Neues allgemeines Deutsches Adels-Lexikon“, Band 9, 1870. Hinzugezogen wurden noch die folgenden Internet-Kompendien, die ebenso weitgespannt wie die vorgenannten genealogische Informationen über den Adel in seiner Gänze bieten, so: GeneAll.net Ι Index, Geni.com.people, William Adams Reitwiesner Genealocical Services u. a. m. Diesbezüglich ganz besonders ergiebig erwies sich auch Wikipedia, die Freie Enzyklopädie. Natürlich erwies sich diese und erwiesen sich alle die vorgenannten lexikal-digitalen Informationsträger auch unabdingbar notwendig für die Gewinnung von Informationen über die bestehenden weitgespannten Verwandtschaftsverbindungen derer Von Wimpffen aller Zeiten, so z. B. hin zu den Von Moltke oder, ausgehend von der in Wimpfen 1888 erfolgten Heirat der o. a. Sophie von Wimpffen des Jahres 1888 mit einem Spross derer Von Ungern-Sternberg u. v. v. a. m. Was letztere betrifft, so konnte vor allem aus dem digitalisierten Genealogie-Werk des Otto Magnus von Stackelbeerg des Jahres 1930 „Genealogisches Handbuch der baltischen Ritterschaften, Band 1“ geschöpft werden. Glücklicherweise fand ich im Internet auch das folgende französische Lexikonwerk des ausgehenden 18. Jahrhunderts, das ebenfalls Grundlegendes über das Werden derer – wie dort gesagt – „De Wimpffen“ (wenngleich sich später, was die dort aufgeführten Generationen I – VIII betrifft, als großteils unrichtig Erweisendes) aussagt und aus der Feder des als Sammler vielerlei genealogischen und sonstigen Materials bezeichneten Schrifttstellers Francois-Alexandre Aubert de la Chesnaye Des Boisstammt und den Titel: „Dictionaire de la noblesse, contenant les généalogies, l’histoire et la chronologie des familles nobles de France … , Band 12“ (Paris 1778) trägt. Dazu kam die 1788 erschienene und 223 Seiten umfassende Lebensbeschreibung des o. a. Stifters des sog. Franzens-Zweiges Franz Ludwig von Wimpffen des Titels „Mémoires du Général Baron de Wimpffen …“. Aus dieser geht nicht allein der hauptsächliche höchst wechselvolle Lebensgang desselben hervor, sondern im Vorspann finden sich auch aufschlussreiche (wenngleich mehr als fragwürdige) Aussagen über das Werden seines Geschlechtes. Und was die mir ganz besonders wichtig erscheinende Erschließung des Lebens und vor allem dessen Erleidens nach der verlorenen Schlacht bei Sedan des französischen Generals Emmanuel Félix de Wimpffen betrifft, so bot mir der 1873 erschienene Band 1 des dreibändigen bewunderungswürdigen Werkes des brandenburgischen großen Dichters und Schilderers seiner Zeit und der Menschen derselben Theodor Fontane des Titels „Der Krieg gegen Frankreich 1870-1871“ den benötigten Stoff fast lückenlos.
Per Zufall stieß ich 2010 auf den Umstand, dass Dr. Hans Hermann Freiherr von Wimpffen, zu dem meinerseits damals immer noch keinerlei fester Kontakt bestand, damit begonnen hatte, im Internet auf seiner Homepage www.wimpffen.hu fortlaufend unter der Überschrift „Die Freiherren von Wimpffen und die Stadt Ihres Ursprungs aus Wimpfen“ von ihm verfasste Abhandlungen in bunter unsystematischer Folge über einzelne Glieder des Von-Wimpffen-Geschlechtes aller Jahrhunderte seines Bestehens zu veröffentlichen. Und zwar sind diese dort in der zweiten Rubrik „biographien“ teilweise zusammen mit aufschlussreichem Bild- und Urkundengut im Rahmen der folgenden insgesamt 10 Rubriken umfassenden Gesamt-Konzeption zu finden:
wappen,
biographien,
literatur,
militär,
schlachten,
wimpfen am Neckar,
bilder,
portraits,
strassen,
Sie starben für.
Die Vielfalt der Rubriken lässt spüren, dass der Autor dort nicht allein aufschlussreiches biografisches Material in Form von Einzelbiografien, sondern darüber hinaus auch vielerlei veranschaulichendes Wappen- und sonstiges Bildgut vorstellt sowie Verbindungen zwischen den beschriebenen Einzelpersonen herstellt, welche die Wesenszüge und Bedeutung seines Geschlechts bestens aufzeigen. Bis jetzt finden sich dort 44 Biografien eingebracht, die in der o. a. Zusammenstellung aufgelistet sind. Es ist zu erwarten, dass im Laufe der Zeit noch manch andere solche dazukommen werden. Dessen überraschenderweise ein Dutzend DIN A4-Seiten füllende Rubrik „literatur“ bezieht sich nicht auf Veröffentlichungen Außenstehender über das Von-Wimpffen-Geschlecht, sondern auf von Angehörigen desselben über 2 ¼ Jahrhunderte hinweg geschaffene Literatur insbesondere der Bereiche Militärwesen und -strategie, Erziehungswesen und auch Reiseberichte. Darunter finden sich etwas mehr als fünf Seiten mit rund 4 ½ Dutzend Titeln, in denen Dr. Hans Hermann von Wimpffen als Mitherausgeber von in den ca. dreieinhalb Jahrzehnten seiner großteils leitenden Tätigkeit beim Bayrischen Rundfunk und Fernsehen geschaffenen populärwissenschaftlich-medzinischen Schriften erscheint, die weite Bereiche der Medizin, der Krankheitsformen und deren Therapie berühren. Deren breiter Erfolg manifestiert sich vor allem darin, dass diese häufig weitere Auflagen fanden, auch in anderen Ländern erschienen sind und teilweise sich noch heute im Angebot der Verlage finden. Die wohl erfolgreichste dieser Veröffentlichungen war das 1973 zum ersten Male von Professor Theodor Hellbrügge, München, und Johann Hermann von Wimpffen auf der Basis einer Studie an 1660 Neugeborenen herausgegebene und zunächst von der TR-Verlagsunion München verlegte Elternbuch mit dem Titel „Die ersten 365 Tage im Leben eines Kindes. Die Entwicklung des Säuglings“. Dieses erlebte sehr bald neue und noch bis zur Gegenwart fortgeschriebene Auflagen und wurde raschestens in unzählige Sprachen der Welt von – um nur einige zu nennen – Albanisch über Chinesisch, Koreanisch, Lettisch, Französisch, Georgisch, Russisch, Griechisch, Tamilisch, Hindi, Holländisch, Iranisch, Türkisch bis Ungarisch übersetzt und in den jeweiligen Sprachen als Buch herausgebracht. Hierzu sei nachstehend die im Knaur Verlag erschienene dritte deutsche Auflage gezeigt:
- Abb. 10: Titelseite des Eltern- und Erziehungsbuches von Dr. Theodor Hellbrügge und J.(ohann) Hermann von Wimpffen „Die ersten 365 Tage im Leben eines Kindes. Die Entwicklung des Säuglings“.
Und 1990 erschien unter Dr. Hans Hermann von Wimpffens alleiniger Autorenschaft bei Mitarbeit von Susi Piroué im Verlag Orac Wien.München.Zürich (in der Reihe „Die Sprechstunde. Ratschläge für die Gesundheit“) das mit eindrucksvollen Bildern von Sauerkraut-Gerichten aller Art (Suppen, Salate, Vorspeisen und Snacks, Aufläufe, Kuchen und Pfannengerichte, Beilagen und Gerichte ohne Fleisch, Gerichte mit Fisch und Krustentieren, Gerichte mit Fleisch und Wurst, Gerichte mit Geflügel) versehene und von der Presse bestbewertete Koch- und Gesundheitsbuch „Sauerkraut. Die besten Kochrezepte. Wirksame Heilanwendungen. Geschichte & Anekdoten“. Hier sei die einige Jahre später herausgekommene erweiterte Neuausgabe gezeigt:
- Abb. 11: Titelseite des Koch- und Gesundheitsbuches von Dr. Hans Hermann von Wimpffen „Sauerkraut …“, Zweite erweiterte Auflage 1996.
Was aus der in der Rubrik „literatur“ verzeichneten großen Reihe der Werkschöpfungen des Dr. von Wimpffen noch erwähnt werden muss, das ist dessen Dissertation, durch die dieser im Rahmen seines weitgespannten Studiums der Fächer Politische Wissenschaften, Soziologie und Völkerrecht sowie auch Mittlere und Neue Geschichte an den Universitäten Heidelberg, Hamburg, Paris (Sorbonne) und Würzburg 1968 von der letztgenannten Universität den Doktorgrad erlangt hat. Diese trägt den Titel „Die Kämpfe der 2. Armee 1942/43 am Don. Ein Beitrag zur Koalitionsführung im Zweiten Weltkrieg“ (bewertet mit magna cum laude) und weisthin als (auch!) Historiker aus. Das lässt verstehen, warum er sich so intensiv mit der Erforschung und Vermittlung der Geschichte seines Geschlechtes befasst. Selbstredend besitzt er einen sowohl durch Familienüberlieferung als auch durch wissenschaftliches Interesse und Sammelleidenschaft entstandenen höchst umfangreichen und vielfältigen Fundus von landes- und sprachenübergreifender Literatur, Urkunden- und Bildmaterial, das die Geschichte sein Geschlechts ausweist und ihm bei der Abfassung seiner teilweise sehr umfänglichen Abhandlungen Hilfe leistet.
Erst aus seinen ganz besonders ausführlichen und personal dichten solchen über die Glieder seines eigenen Zweiges wurde mir klar, dass er dem o. a. dritten sog. Georgs-Zweig entwachsen ist, innerhalb desselben dem nach Ungarn gelangten Ast der Wimpffen-Mollberg angehört und sein Vater, Großvater und Urgroßvater den ungarisch-russischen Vornamen
IWAN
(= JOHANN = HANS)
getragen haben:
IWAN I. VON WIMPFFEN-MOLLBERG
(1847 – 1895),
IWAN II. VON WIMPFFEN-MOLLBERG
(1880 – 1944),
IWAN III. VON WIMPFFEN-MOLLBERG
(1903 – 1990).
Näheres über diese und über den Ast der Wimpffen-Mollberg überhaupt, geschöpft aus des Autors ebenso fundiert-präzisen wie auch von der Materie her bannenden Personenbeiträgen, findet sich an späterer Stelle. Natürlich konnte ich auch aus allen dessen vielen fundierten Internet-Beiträgen wertvolle Anregungen und Erkennisse für meine Textgewinnung allgemein entnehmen.
Nachdem ich zusammen mit meiner Frau schließlich im Spätherbst 2013 bleibende engere Verbindung zu Dr. von Wimpffen und seiner Gattin fand und mich somit mit ihm direkt und fortlaufend über seine und meine Forschungen austauschen konnte, wurde mir klar, dass er Kontakte in alle jene Gebiete Deutschlands (so vor allem auch nach Augsburg und Nürnberg mit Umraum hin!) sowie in all jene vielen Staaten Europas und dort insbesondere zu Bibliotheken und Museen wie auch zu Von Wimpffen-Sprossen (Ungarn, Österreich, Frankreich und dort vor allem ins Elsaß sowie in die Île de France u. a. m., Dänemark, Russland, Spanien, Baltische Staaten) unterhält und darüber hinaus vor allem auch in die USA, wo sein älterer Bruder
GEORG IVAN (IVAN IV.) VON WIMPFFEN,
(* 1931 in Budapest – + 2016 in Wheaton,USA),
als ehemaliger Unternehmer lebt. Bei diesen Kontakten, die vor allem der Suche von Materialien und Auskünften über seine Vorfahren sowie auch nach Verbindung zu lebenden Gliedern und Zweigen seines Geschlechtes gelten, kommen ihm seine ausgesprochene Weltläufigkeit, umfängliche Sprachenkenntnis und Beherrschung eines weitgespannten Kanons von Fachdisziplinen und Berufserfahrungen ganz besonders zustatten. Von ihm empfing ich nunmehr bei meinen Bemühungen um die Erforschung seines Geschlechtes ganz entscheidende Hilfen zu einem Zeitpunkt stockenden Weiterkommens infolge sich mehr und mehr einstellender Zweifel an der Richtigkeit der aus C. von Wurzbach geschöpften Genealogie der frühen Wimpffen des ausgehenden 14. bis beginnenden 17. Jahrhunderts. Diese Zweifel ergaben sich zunächst daraus, dass ich bei der systematischen Vergleichung des Stammbaumes des Nürnbergers J. W. Stör mit der ersten Hälfte der I. Stammtafel des Wiener C. von Wurzbach vornehmlich auf Nichtübereinstimmung stieß. Und zwar ergab die Durchzählung der Generationen bei Stör nur 9 solche (bezeichnet in Rot mit 1 – 9), bei Wurzbach (dort natürlich beschränkt auf die Parallelgenerationen) dagegen 10 solche (zur Unterscheidung dort bezeichnet mit I – X in Schwarz). Und die Vergleichung der bei Stör und Wurzbach angegebenen Namen der (männlichen) Stammträger und deren Frauen erbrachte nur eine Übereinstimmung bei der Generation 1 (bei Stör) mit I (bei Wurzbach) beim Mann (nicht bei der Frau), außerdem bei den Generationen 8 und 9 (bei Stör) bzw. IX und X (bei Wurzbach) beim Mann, auch bei den beiden Frauen bei 8 und IX; bei 9 ist eine Frau nicht genannt, deshalb mit X eine Vergleichung nicht möglich. Ansonsten ergab sich diesbezüglich bei den dazwischenliegenden Generationen 2 bis 7 bzw. II bis VIII keinerlei Gleichheit. Das löste bei mir stärkste Irritationen aus. Gewiss genoss der Stammbaum Stör bei mir zunächst ein gewisses Vertrauen, weil dort in der 5. Generation der mir durch die beschriebene Wappenverleihung des Jahres 1555 durchaus als einstens existent gewesen erscheinende Dominik He(e)remann (dort: Dominicus Hörmann von Wimpffen) zu finden war, der sich bei von Wurzbach merkwürdigerweise nirgendwo (auch nicht in den Begleittexten) verzeichnet fand. Doch vertraute ich letztlich denn doch dem vielgelobten und vielschreibenden österreichischen Hausgenealogen C. von Wurzbach, nicht zuletzt auch deshalb, weil dessen Angaben so gut wie voll mit jenen älteren solchen von Aubert des Bois (1778) sowie dazuhin auch mit jenen des Gotha (1853) übereinstimmten. Also legte ich den Stammbaum Stör, nicht zuletzt auch mitveranlasst durch das Fehlen des Kommentartextes, wenngleich mit unguten Gefühlen, beiseite.
So entstand zunächst eine Darstellung, die sich allein und genau auf die von Wurzbach in seiner I. Stammtafel aufgeführten ersten Generationen I bis X der „Heeremann von Wimpffen“ stützte, obgleich ich von vorneherein allein schon gewisse Zweifel an deren Richtigkeit hatte, weil merkwürdigerweise die Frauen der dort aufgeführten Stammträger ohne Ausnahme als dem Adel entsprungen dargestellt waren. So waren z. B. beim ersten fassbaren Abkömmling des 14. Jahrhunderts namens
SIGISMUND HERMAN VON WIMPFFEN
1) SUSANNA VON EBLINGEN,
2) LUDOVICA VON KHEIT
genannt. Diese Zweifel sollten schließlich noch genährt werden, als ich im Internet nach der Fertigstellung des Textes auf einen umfänglichen Beitrag des sog. älteren Hospitalpredigers der Stadt Nürnberg namens Georg Ernst Waldau von 1778 des Titels „Von dem Losungsamtmann Johann Friedrich von Wimpfen und dessen Familie“ (siehe oben die aus der Brockhaus-Enzyklopädie und Meyers-Konversations-Lexikon übernommene auf diesen Johann Friedrich bezogene Namensnennung) stieß. Im Vorspann dieser Abhandlung wird nämlich ein dem Autor von der Nürnberger Von-Wimpffen-Familie zugekommener in Kupfer gestochener großer Stammbaum aufgeführt und ganz offenkundig als teilweise Textgrundlage verwendet, der mir mit Sicherheit mit jenem des J. W. Stör identisch erschien; denn die von Waldau aus diesem Stammbaum entnommenen Angaben über die dort genannte Generation 1 derselben entsprach genau jener von Stör, nämlich:
SIGMUND HÖRMANN und AGNES BRACHERIN.
Und volle Übereinstimmung mit den Angaben von Stör waren auch hinsichtlich der, allerdings von der Gesamt-Genealogie her nur sporadischen, Angaben von Waldau festzustellen, welche die 4., 7. und 8. Generation (letztere sich auf Johann Friedrich sowie dessen jüngeren Bruder Johann Dietrich beziehend) betrafen, und zwar, sowohl was die aufgeführten Männer als auch die Frauen der letztgenannten beiden Generationen angeht, nur mit dem kleinen Unterschied, dass Waldau stets statt „Wimpffen“ (mit ff) „Wimpfen“ (nur mit f) schreibt. Und darüber hinaus ergab sich bezüglich der von Waldau insgesamt aufgeführten acht Namen jener Nürnberger höchstgestellten sog. Ersten Familien, in welche laut diesem männliche und weibliche Mitglieder der Von-Wimpffen Geschlechts eingeheiratet haben, bei der genauen Durchschau von Stör vollste Übereinstimmung. Und zwar kommt man auf genau sechs männliche plus eine weibliche, da sind sieben Angehörige derer Von-Wimpfen, die in den Generationen 5 bis 9 sich mit diesen höchstgestellten Nürnberger Ersten Geschlechtern ehelich verbunden haben, und zwar sechs männliche solche und ein weibliches solches, zusammen also sieben. Die Minusdifferenz von einem männlichen Mitglied erklärt sich daraus, dass der Stammhalter der 9. Generation Johann Friedrich in zwei dieser Familien eingeheiratet hat. Weitere Namensnennungen tun hier noch nichts zur Sache und sollen deshalb erst an späterer Stelle in allen Einzelheiten dargelegt werden.
Was mir jedoch letztlich den entscheidenden Stoß zur Verwerfung des über das Werden und Wachsen des He(e)r(e)mann/Von Wimpffen-Geschlechtes geschaffenen Ersttextes versetzte, das war die von mir gesuchte und mir überraschenderweise durch Dr. von Wimpffen zugesandte Textkopie eines im Nürnberger Raum 1984 erschienenen und auf einem Vortrag der nachgenannten Autorin des Jahres 1881 bei der „Gesellschaft für Familienforschung in Franken“ fußenden genealogischen Aufsatzes der bayrischen Genealogin Lore Sporhan-Krempel des Titels „Zur Geschichte der Familie Hermann von Wimpffen“. Beim Lesen fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Bis auf wenige Unbedeutsamkeiten bestand zwischen deren aus Nürnberger Originalunterlagen, darunter auch Familienakten, geschöpften umfänglichen konkreten lückenlosen Angaben über die Generationen 1 bis 8 (und teilweise auch über die Generation 9) der, wie sie sagt, „Familie Hermann von Wimpffen“ und jenen des Stammbaumes Stör beste Übereinstimmung. Die konkrete Vergleichung kann natürlich auch hier erst an späterer Stelle erfolgen. Das bedeutete, den bislang auf der Basis des von Wurzbach, Aubert des Bois und dem Gotha entstandenen ersten Einführungstext endgültig zu verwerfen und einen neuen solchen zu verfassen. Was ich aus Sporhan-Krempel Elementares entnehmen konnte, das waren drei (Dr. von Wimpffen natürlich aus der Kenntnis deiner Unterlagen schon bekannte) Grundtatsachen (Genaueres dazu erst später):
Ø Erstens und worauf schon die Brockhaus-Enzyklopädie 1908 („schwäbisches Geschlecht, dessen eigentlicher Geschlechtsname Heeremann lautet“) und Meyers Konversations-Lexikon 1909 („reichsunmittelbares Geschlecht, hieß eigentlich Heremann“) sowie, von diesen wohl übernommen, 1911 und 1929 auch Lehrer Ludwig Will („ein weitverzweigtes Geschlecht, dessen eigentlicher Familienname Heeremann hieß“) hingewiesen haben: Die Ahnen der Von Wimpffen hießen Hermann/Hörmann, die aus ihrem ursprünglichen Wohn- und Wirkungsort Wimpfen ausgewandert sind und sich später nach diesem „Von Wimpffen“ genannt haben (Brockhaus: „Heimatsbenennung“; Meyer: „nannte sich nach seiner Heimat“).
Ø Deren Weggang erfolgte wohl im Laufe des 14. Jahrhunderts und zwar, nicht – wie von mir angenommen – zunächst nach Nürnberg, sondern nach der Freien Reichsstadt Augsburg. Von dort aus ließen sich ein Angehöriger der vierten oder gar fünften Generation nach dem Weggang aus Wimpfen, die ausgewanderte solche eingerechnet, in den Anfängen des 16. Jahrhunderts auch in Nürnberg nieder, der „Heinrich“ hieß und sich jetzt des Nachnamens „Hermann von Wimpffen“ bediente.
Ø Diese alle waren ursprünglich keineswegs Militärs, wie von ihrem späteren vorwiegenden Metier des Kriegshandwerks her unwillkürlich geschlossen wurde und wie dies auch in der Familientradition kolportiert und von Wurzbach wie sogar von Stör übernommen wurde, sondern sie waren wohl über mehrere Jahrhunderte hinweg vorwiegend Kaufleute, und zwar insbesonders Fernkaufleute.
Von Dr. von Wimpffen erhielt ich im gleichen Zeitraum auch ein Exemplar einer neuen Biografie, die 2012 in Laon, dem Geburtsort von „Sedangeneral“ Emmanuel Félix de Wimpffen, erschienen ist. Diese stammt aus der Hand von Jean-Pierre Allart und trägt den Titel „Le général de Wimpffen (1811-1884). L’autre homme de Sedan“. Wie die Titelfassung spüren lässt, sucht der Autor das diesem aus der Rolle des Verlierers der Schlacht von Sedan und des Unterzeichners der Kapitulationsurkunde zugekommene Negativbild durch die Darlegung dessen in mehreren Jahrzehnten vorausgegangenen militärischen und verwaltungsmäßigen Auf- und Ausbautätigkeiten im algerischen Kolonialgebiet ins rechte Licht zu rücken. Aus dieser Schrift konnte ich wertvolle Erkenntnisse gewinnen, wozu auch gehört, dass bestehende Unklarheiten bezüglich dessen Vaters und dessen nirgends erwähnt gefundener Mutter beseitigt werden konnten. Jüngst kamen außerdem noch die höchst aufschlussreichen Texte der von Will und den zwei teilzitierten Lexika aufgeführten beiden Diplome dazu, so das der Wappenverleihung durch Kaiser Ferdinand I. von 1555 und das der Adelserhebung durch Kaiser Leopold I. von 1658, die nach ihrer Transkribierung wichtige Aufschlüsse hinsichtlich der Bedeutung des den Von Wimpffen zueigneten Widderwappens sowie den Gründen der Adelswerdung ihres Geschlechts lieferten. Neuerdings bekam ich noch einen Urkundentext des Jahres 1559, der den bei Stör als Stammträger der Generation 5 ausgewiesenen Dominicus Herman von Wimpffen betrifft. Nicht zu vergessen die mir von Dr. von Wimpffen zugekommene Serie von einem halben Dutzend Farbdrucken im Ansichtskartenformat, die nach den Originalgemälden seiner verstorbenen Mutter bedeutsame Persönlichkeiten seines Geschlechtes in denkwürigen Situationen der Geschichte nachempfindend wiedergeben und die sich im Fortgang alle (wie schon vorausgehend jene der Abb. 1 und 4) an passender Stelle eingebracht finden werden.
Was aus der langen Liste der gefundenen und verwendeten Literatur und sonstiger Quellenträger hier noch als besonders stoffbietend zu betrachten ist und somit abschließend hier ebenfalls noch herausgestellt werden soll, das ist ein 2008 in Nürnberg erschienenes dreibändiges Geschichtswerk von Archivdirektor Peter Fleischmann: „Rat und Partriziat in Nürnberg. Die Herrschaft der Ratsgeschlechter vom 13. bis zum 18. Jahrhundert“. Dieses heranzuziehen, war notwendig, um die nach ihrer Niederlassung in der Freien Reichsstadt Nürnberg erfolgte Einbindung und Heiratsverbindungen der Hermann/Von Wimpffen mit dem eingesessenen Patriziat sowie ihren dort erfolgten Aufstieg in der streng hierarchisch gegliederten Gesellschaft wie deren schließlichen dortigen tiefen Fall und Wegzug im ausgehenden 17. Jahrhundert richtig sehen und beurteilen zu können. Wollte man der Vollständigkeit huldigen, dann müsste hier noch eine Unmenge von zum Teil im Internet sowie sonsther aufgespürter Nebenliteratur aufgezählt werden, so z. B. vor allem solche über die mit den Von Wimpffen bzw. noch mehr ihrer angeheirateten Nürnberger patrizischen Verwandtschaft im alten Nürnberg verbundenen Örtlichkeiten sowie deren in den Nürnberger Umlanden existierten Schlösser und Herrensitze. Das restliche gefundene und verarbeitete Schrift- und Urkundengut findet sich zusammen mit dem vorstehend aufgeführten solchen in der o. g. Zusammenstellung verzeichnert. Das sichtbare Ergebnis dieser jahrelangen intensiven Stoffsuche manifestiert sich in meinem Arbeitszimmer in der fast einen Meter füllenden Reihe von Druckwerken und in acht dicken Leitzordnern, gefüllt hauptsächlich mit Text-, Bild- und Urfkundenkopien aus dem Internet bzw. Kopien von Fachliteratur. Und der auf die Kapitel A und F des Vortextes für „Die Geschichte der hessischen Exklave Wimpffen, Band 3 (1870 – 1918)“ umfasst, was die auf die Von Wimpffen bezogenen Abschnitte betrifft, fast 100 DIN A4-Seiten, nicht gerechnet das dazugehörige rund 50 Titel zählende Bild- und Urkundengut.
Damit ist im Zuge der Betrachtung des Adelsgeschlechtes derer Von Wimpfen das angerissen, was man aus dem Blick auf die Vergangenheit meiner Heimatstadt Bad Wimpfen und auf meine intensiven Bemühungen um die Erschließung der Stadtgeschichte wie der Von-Wimpffen-Geschichte zugleich auch mit „Die Wirkungsgeschichte der Erforschung des Von-Wimpffen-Geschlechts aus zweifacher Warte“ überschreiben könnte. Und gerade diese doppelte Betrachtungsweise ist es, die es nahelegt, der nunmehr anstehenden chronologisch geordneten Darlegung dessen Werdens und Wirkens einen der Gegenwart huldigende Vorbetrachtung vorauszuschicken, die sich dem altehrwürdigen Fachwerk-Doppelgebäude Bad Wimpfen am Berg Hauptstraße 25 und Entengasse 3 zuwendet und sich mit dem es seit 19?? bewohnenden Erwerber noch in die Tiefe gehend befasst.
- WIE UND WARUM DR. HANS HERMANN FREIHERR VON WIMPFFEN IN DER STADT SEINER AHNEN DAS EINSTIGE HISTORISCHE FACHWERK-DOPPELGEBÄUDE EBNER ERWARB, ZU SEINEM BLEIBENDEN WOHNSITZ WÄHLTE UND DIESEN EINER AUFWENDIGEN RESTAURIERUNG UNTER AUSGESTALTUNG DESSEN GESICHTS MIT EINER REIHE VON SEIN GESCHLECHT AUSWEISENDEN HISTORISCHEN WAPPENZEUGNISSEN UNTERZIEHEN LIESS
Dieses Gebäude springt, wie in der nachstehenden Abbildung gezeigt, jedem der nach den Perlen alter Fachwerkbaukunst Ausschau haltenden Besucher des alten Wimpfen in der unteren Hauptstraße unweit des Zugangstores zur Königspfalz (Schwibbogenturm und -tor) wegen seines herausragenden Baucharakters ins Auge:
- Abb. 12: Das Fachwerkhaus in Bad Wimpfen am Berg, Hauptstraße 25, Foto aus dem Frühjahr 2015.
Dessen über steinernem Untergeschoss viermal auskragende Fachwerk-Giebelfassade ragt dort auf, wo die Straßenenge der Hauptstraße nach einer unterhalb des Löwenbrunnens erfolgten langgestreckten platzartigen Weitung durch die beidseitig wieder zusammenrückenden Häuserzeilen erneut beginnt. Der Bildband „Unser liebes altes Wimpfen“ von Günther Haberhauer, Seite 185 und 186, zeigt von diesem imponierenden Gebäude drei aussagekräftuge historische Fotografien:
- Abb. 13: Fotografie des vorgenannten Fachwerkgebäudes zusammen mit dem Nachbarhaus im ausgehenden 19. Jahrhundert im Zustand der Verputzung,
- Abb. 14: Wenig jüngere Fotografie desselben nunmehr vom Verputz befreiten Gebäudes von spätestens 1910,
- Abb. 15: Noch um ein weniges spätere Fotografie desselben im Gesamt des Straßenzuges wieder zusammen mit dem noch verputzten Nachbarhaus.
Auf dem ältesten Foto steckt die Fachwerkpracht des stattlichen Gebäudes wie auch die des Nachbarhauses noch unter Verputz, den die Hausbestzer – wie an allen anderen Fachwerkhäusern der Hauptstraße – in den 1830er/40er Jahren auf landrätlich-hessische Anordnung hin zum Zwecke der „Verschönerung“ hatten aufbringen lassen müssen. Auf den beiden jüngeren solchen findet sich das Fachwerk dagegen freigelegt, ein Ergebnis des damaligen Wirkens des Vereins Alt Wimpfen sowie der vorbildhaften Denkmalpflege des Landes Hessen. Aus den zwei erstgezeigten Fotos geht die damalige Verwendung dessen steinernen Erdgeschosses mit seinen zwei rundbogigen Schaufenstern und dazwischen liegender rechteckiger Zugangstüre als Ladengeschäft hervor. Auf dem ältesten Foto ist schemenhaft noch die auf den Putz gemalte Aufschrift der damaligen Ladeninhaberin ,„Maria Ebner“ zu erkennen. Und zwar handelte es sich um einen Lebensmittel- und Kurzwarenladen, der wie auch das ganze Gebäude sich bis 1899 im Besitz von KONDITOR GOTTLOB EBNER, dann von KAUFMANN WILHELM EBNER, schließlich ab 1937 von GUSTAV EBNER befand. Das bereits auf dem ältesten ersten Foto am Nachbargebäude hängende runde Messingschild weist ein dort damals im Erdgeschoss befindliches Frisörgeschäft aus. Dieses wurde damals von GUSTAV WALDENMAIER geführt, der ab 1899 als Besitzer des Hauses nachgewiesen ist und 1902 dort auch noch, wie die auf dem in die Straße ragenden Schild stehende (allerdings hier unlesbare) Aufschrift „ZAHNATELIER – G. Waldenmaier – Zahntechniker“ sagt, ein „Zahnatelier“ eingerichtet und dort noch mit fußbetriebenem Bohrgerät Zähne plombiert und solche noch mit dem herkömmlichen Zahnschlüssel der Barbiere gezogen hat. Das oben erscheinende Randstück des Daches zeigt, dass dieses Fachwerkhaus damals noch nicht wie die benachbarten Gebäude mit Flachziegeln eingedeckt war, sondern mit Hohlziegeln und damit mit jener alten Form von paarig angeordneten Reihen konvexer und konkaver Ziegel, für die der Volksmund den anzüglichen Namen „Mönch und Nonne“ gebrauchte.
Im historischen Stadtplan von STADTPFARRER OTTO SCRIBA des Jahres 1922 findet sich das damals die Hausnummer 241 tragende Gebäude mit der Jahreszahl 1580 versehen. Diese Einschätzung des Alters erscheint durchaus angemessen (dendrochronologische Untersuchung?). Denn die Gebälk-Verbindung zwischen
Ø einerseits den w a a g e r e c h t e n Teilen, so den Schwellen (unten), Rähmen (oben), Brust- und Sturzriegeln (unter und über den Fenstern),
Ø andererseits den s e n k r e ch t e n Teilen, so den Pfosten (außen), Ständern (innen) und Stielen (z. B. an den Seiten der Fenster) sowie den s c h r ä g e n Teilen wie Fußbändern (von unten ausgehend), Knaggen (oben) sowie (im obersten Geschoss) Gefachstreben und Andreaskreuz,
erfolgt hier mittels der Technik der (allerdings nicht sichtbar werdenden) sog. VERZAPFUNG. Siehe hierzu:
- Abb. 16: Detailansicht des linken Eckbereiches über der Haustüre der straßenwärtigen Giebelfassade
- Abb. 17: Detailansicht des Mittelbereiches des dritten Kraggeschosses
Diese sog. Verzapfung ist in der Weise vorgenommen, dass die waagerechten Balken an den Verbindungsstellen mit den senkrechten und schrägen Elementen jeweils mit einer rechteckigen Aushöhlung (Nutgenannt) versehen, die senkrechten sowie schrägen solchen dagegen an ihren Enden jeweils auf einen in diese Nut passenden rechteckigen Zapfen reduziert wurden. Diese Art der (wie gesagt, nicht sichtbaren) Balkenverbindung stellt das Hauptkennzeichen der jüngeren sog. NACHMITTELALTERLICH-FRÄNKISCHEN FACHWERKBAUWEISE dar, die – grob gesagt – in etwa 1500 die ältere sog.MITTELALTERLICH-ALEMANNISCHE FACHWERKBAUWEISE abzulösen begonnen hat. Das Hauptkennzeichen der letztgenannten solchen ist die (an den Schrägfugen erkennbar werdende) Balkenverbindungs-Technik der sog. VERBLATTUNG der waagerechten mit den senkrechten sowie schrägen Gebälkteilen mittels Aushebung von sog. Blattsassen an Schwelle, Rähm, Brust- und Sturzriegel einerseits und die Reduzierung der Pfosten und Ständer sowie der o. a. schrägen Elemente an ihren Ende auf etwa ein Drittel ihrer Stärke mit Herstellung einer sog. Sasse andererseits. Die notwendige Zusammenhaltung dieser beiden Verbindungselemente erfolgt durch an deren Ort eingelassene Holznägel. Diese unterschiedliche Technik der Balkenverbindung erscheint in der
- Abb. 18: Zwei Vergleichsskizzen zu der unterschiedlichen Art und Weise der Hölzerververbindung bei der jüngeren sog. nachmittelalterlich-fränkischen und der älteren mittelalterlich-alemannischen Fachwerkbau-weise.
Die besten Beispiele der älteren Fachwerkbauweise stellen in Wimpfen am Berg der Südtrakt des Bürgerspitals in der mittleren Hauptstraße und das Haus Dautel in der oberen Hauptstraße dar. Es muss irritieren, dass solche Holznägel in großer Zahl jedoch auch an der Giebelfassade des ehemaligen Ebner’schen und nunmehr Von Wimpffen’schen Fachwerkhauses auftauchen, ein Umstand, den man als Relikt und liebgewordene Zier dieses älteren Fachwerkhausstiles bezeichnen kann. Dass hier die Holznägel ihre Bedeutung als unabdingbares Mittel des Zusammenhaltens der Fachwerkkonstruktion des Gebäudes verloren haben, das zeigt die Tatsache, dass nicht wenige derselben außerhalb der Verbindungsstellen von Nut und Zapfen angebracht und diese alle somit als reiner Zierat gedacht sind.
Dass die Entstehung dieses Fachwerkhauses in das 16. Jahrhundert der Hochblüte der deutschen Renaissance und nicht in das spätere Barockzeitalter des 17./18. Jahrhunderts zu weisen ist, das lässt sich vor allem daraus ablesen, dass die Auskragungen der Stockwerke (mit Ausnahme des obersten solchen) noch eine beträchtliche Weite umfasst und noch nicht auf ein Minimum reduziert oder – wie im hohen Barock – gar ganz aufgegeben ist und dazuhin die auskragenden Balkenköpfe noch nicht mit mehr oder minder profiliertem Gebälk (wie z. B. am barocken sog. Elsäßerhaus des Pfalzbereiches) überblattet sind.
An der die rechte Flanke des steinernen Erdgeschosses einnehmenden einfachen rechteckigen Eingangstüre zeigt ein Metallschildchen den Namen des jetzigen Bewohners und Besitzers an: Dr. Hans H. Freiherr von Wimpffen. Dieser Adelsname gibt bei seinem Gewahren sicherlich jedem der vielen vorbeiziehenden Besucher der alten Stadt Wimpfen zu denken, ist dieser doch mit deren Namen identisch, und zwar wiedergegeben in einer der vielfältigen historischen Schreibvarianten des Ortsnamens mit ff. Der Umstand, dass dieses Fachwerkhaus sich zuvor über mehrere Generationen hinweg in der Hand der Familie Ebner befunden hat, zeigt, dass es sich bei diesem keineswegs um eine Art altes Stammhaus der Adelsfamilie derer Von Wimpffen handelt. Denn der neue Besitzer hat dieses nach dem Kauf des Hauses im Jahr 1983 und dessen Wahl zunächst zu einer Art zweitem Wohnsitz erst 1992, nachdem er es durchgreifend außen und innen hatte restaurieren lassen, von München kommend, bleibend zu seinem eigentlichen Wohnsitz erkoren. Wie es zu diesem Kauf und späteren Zuzug gekommen ist, soll an späterer Stelle dargelegt werden.
Die bestverputzten und weiß gestrichenen Gefache sind durch Randbemalung aufwändig mit vierfachem sog. Beistrich folgendermaßen hervorgehoben: Zuerst außen durch ein dunkles Band, welches das Gebälk breiter und damit repäsentatriver erscheinen lässt; es folgt ein graues noch breiteres Band, dem sich noch zwei eng beieinander stehende schwarze Linien anfügen. Das schwarze Außenband und das anschließende graue Band beziehen die Knaggen ästhetisch wirkungsvoll in barock anmutender Art und Weise dadurch mit ein, dass diese tropfenförmig in deren Schräge hineingeführt sind. Und die sog. Windladen (Zonen zwischen den Balkenenden) sind aufwändigst mit einem Hell-Dunkel-Streumuster von kleinen Pfeilformen (an der ersten Kragung) bzw. Rautenformen (an der dritten Auskragung) einerseits bzw. in Weiß mit doppelten Randstrichen (an der zweiten und vierten Auskragung) andererseits bemalt. All dieses lässt erkennen, dass der dem Adelsstand der (Reichs-)Freiherren entstammende Erwerber des historischen Gebäudes alles getan hat, um die Schaufassade des Fachwerkgebäudes in besten sowie gleichzeitig kunst- und bauhistorisch einwandfreien Zustand zu versetzen. Dazu gehören auch die Bemalung des Holzwerks in braunrotem „Ochsenblut“-Ton und die großteils mit Sprossen und unten teils mit Reliefglas versehenen Fenster, während die jeweils vierteiligen Kleinfensterreihen des dritten und vierten Kragstockwerks durch einfache Klappläden verschlossen sind. Außerdem wurde die bei Übernahme des Hauses im Rundbogen geführte Laibung der beiden Schaufenster des Erdgeschosses (zu erkennen in Abb. 14), voll guten Willens, eine angemessene Lösung (sehr zum Missfallen der Denkmal- und Ortsbehörde) in die alte Rechteckform gebracht und mit einer Art Pseudo-Maßwerk in nachgotischen Grundformen ausgefüllt. Immerhin hat die Neugestaltung des Erdgeschosses über die Verschönerung und Erhaltung wertvollen kunsthistorischen Baubestandes hinaus dazu beigetragen, dass in der vom Geschäftesterben stärkstens heimgesuchten Wimpfener Altstadt durch die Sanierung und Renovierung dieses Fachwerkgebäudes bessere Voraussetzungen für die Fortführung der Zweckverwendung des Erdgeschosses als Laden- sowie sonstiges Dienstleistungsgeschäft attraktiver Art geschaffen worden sind.
Hinzu tritt im ersten Kraggeschoss seitlich über der Haustüre ein waagrechter und in der oberen Giebelzone unter dem First ein schräger eiserner Ausleger für die Anbringung kleiner Wappenfahnen, dazuhin schräg über der Haustüre in einem der Brüstungsfächer des ersten Kraggeschosses einen Reihung von drei kleinen Wappenschilden mit darüber einer dreizeiligen Beschriftung, welche die vermutete Bauzeit sowie die Fachwerk-Stilform erklärt. Hinzu treten auf den geschlossenen Läden der vierteiligen Fensterreihe des zweiten Kraggeschosses bei Schließung sichtbare größere Wappenschilde, ebenso auf den in gleicher Ánzahl vorhandenen Ladenreihungen des dritten Kraggeschosses solche, die allerdings von Helmformen und -zier u. a. m. besetzt sind. Insgesamt sind demnach 3 + 4 + 4 = 11 Wappendarstellungen zu finden. Auf diesen taucht verstreut dreimal das Wappenzeichen des Von Wimpffen-Geschlechtes, nämlich der weiße Schafbock (Widder) auf. Siehe diesen:
Ø In der Abb. 16: Unten mittig in der Reihe der drei Wappenschilde erscheint auf rotem Schildgrund ein nach (heraldisch gesehen) rechts schreitender und in den Vorderbeinen ein goldenes Kreuz tragender weißer Widder.
Ø In der Abb. 17: Oben in der langgestreckt vierteiligen Fensterladenreihung befindet sich an zweiter Stelle und wieder auf rotem Schildgrund ein dieses Mal aber nach links ohne Kreuz schreitender weiterer weißer Widder;
Ø In der nachfolgenden Abb. 19: In der engergestellten wiederum vierteiligen Ladenreihung des dritten Krag- und gleichzeitig ersten Dachgeschosses und wieder an zweiter Stelle ist ein von schrägunten jedoch nur schwer erkennbares Gesamtwappen zu erkennen, in dessen abermals rotem Schild wieder der nach rechts schreitende weiße Widder mit goldenem Kreuz auszumachen ist.
- Abb. 19: Die von der Straße her nur unzureichend erkennbaren Wappendarstellungen der vier Fensterläden des obersten Kraggeschosses mit dem im roten Schild des Gesamtwappens kreuztragenden weißen Widder
Näheres über die Bedeutung dieses sog. redenden Wappentieres und -zeichens, außerdem über die Bedeutung all der anderen Wappenabbildungen erfolgen an späteren Stellen.
Was der Beschauer dieses Hausanwesens von der Hauptstraße her nicht ausmachen kann, das ist der Umstand, dass sich an dieses – unter Abknickung der Längsachse nach Westen hin – rückwärtig der Entengasse zu auf einen Stock tieferem Niveau des hauptstraßenseitigen Gewölbekellers sich mit einem Balkenkeller und ehemaligen Stall ein sog. Hinterhaus, bezeichnet mit Entengasse 3, von cirka doppelter Grundfläche des Vordergebäudes anschließt. Über dessen steinernem Erdgeschoss erheben sich vier Fachwerkgeschosse, von denen nur noch die unteren beiden eine Auskragung aufweisen. Dessen somit vom Alter her um zirka ein Jahrhundert jünger einzuschätzendes Fachwerk steckte bei der Übernahme des Gebäudekomplexes durch Freiherr von Wimpffen noch unter Verputz und erfuhr seine Freilegung und Restaurierung erst durch dessen Initiative. Hier wurde als Balkenfarbe Gelbbraun gewählt, der Verputz der Gefache kissenartig über das Niveau des Gebälks hinausgeführt und deren zuerst aus einem dickeren und dann einem dünneren Beistrich bestehende einfachere Gefach-Bemalung dadurch belebt, dass „übereck“ die linke und untere Doppellinie in Schwarz, die rechte und obere solche in Hellbraun ausgelegt sind. Siehe dazu:
- Abb. 20: Gesamtansicht der Giebelfassade des sich dem Fachwerkgebäude Hauptstraße 25 anschließenden Hinterhauses Entengasse 3
- Abb. 21; Mittelbereich der Giebelfassade des dazugehörigen Hinterhauses Entengasse 3 mit der Angabe von dessen Erbauungszeit und darüber einer großen Wappendarstellung
Die in der vorstehenden Abb. 21 zu findende Wappendarstellung springt ganz besonders ins Auge, weil sie auf einer größeren rechteckigen Gefachfläche des zweiten Kraggeschosses verhältnismäßig groß aufgemalt ist. Diese präsentiert wiederum den nach rechts mit goldenem Kreuz schreitenden weißen Widder und damit das Wappentier derer Von Wimpffen, doch nun mit goldenen Hörnern. Dieser ist hier aber nicht auf einen früh- bis hochgotischen Dreieckschild, sondern auf einen rotgrundigen Renaissance-Rundschild gesetzt und dessen Hinterbeine bewegen sich über drei schwarze Berge. Hinter dem Rundschild schauen im Wechsel von Schwarz und Gelb die oben beidseits mit dem kleinen Doppeladler des einstigen Österreich-Ungarn besetzen vier Enden zweier gekreuzter Feldherrrenstäbe hervor. Dahinter umfängt den Kreisschild ein dem Heraldischen Halsband vom Orden des Goldenen Vlieses nachempfundenes Ordensgehänge. Darüber erhebt sich eine Freiherrenkrone, erkennbar an ihren sieben sog. Perlen. Die darunter groß aufgemalte Eindatierung dieses Hintergebäudes „Erbaut 1680“ (dendrochronologische Untersuchung?) dürfte wohl durchaus richtig liegen. Die fundierte ausdruckstarke Bedeutung dieser vom adeligen Besitzer des Fachwerkhaus-Komplexes Dr. Hans von Wimpffen inspirierten Wappenvariante bezieht sich auf dessen Urururgroßonkel FELDMARSCHALL MAX(IMILIAN) VON WIMPPFEN (1770 – 1854), über dessen Leben und Einstufung als höchster Ruhmträger des Von Wimpffen-Geschlechts bereits am Anfang des Kapitels A kurz berichtet worden ist und an späterer Stelle noch sehr viel mehr zu sagen sein wird.
Es versteht sich von selbst, dass die ausgiebige Wappen-Bemalung dem Bedürfnis des Hausherrn entsprang, den Einwohnern wie den vielen Besuchern Wimpfens vor Augen zu führen, dass sich in diesem historischen Gebäude der Stadt ein Glied des ihr im ausgehehenden Mittelalter entwachsenen und nach ihr benannten bedeutenden Adelsgechlechtes derer Von Wimpffen bleibend niedergelassen hat. Dessen sollten sich auch die Stadtführerinnen und -führer bewusst sein, die den Besuchern Wimpfens diesen zwar bescheidenen, doch sprechend restaurierten Adelssitz bei ihren Stadtrundgängen nicht übersehen und dessen bauliche Besonderheit wie den Besitzer und dessen im Laufe der Geschichte des 18. und 19. Jahrhunderts immer wieder temporär weitgespannt berühmt gewordenes Geschlecht wenigstens kurz vor Augen stellen sollten. Allerdings wird heute wohl beim Hören des Namens Von Wimpffen kaum mehr, wie dies laut Lehrer Ludwig Will noch in den 1920er Jahren und erst recht in der vorausgegangenen Ägide des Preußenkaisertums mit dessen Herrscher- und Adelsverehrung sowie der jährlichen Feier des Siegestages von Sedan der Fall gewesen ist, die Frage gestellt werden, ob der Sedangeneral von Wimpffen wohl etwas mit der Stadt Wimpfen zu tun habe. Aber gerade deshalb wäre es wohl angebracht, des freiherrlichen Käufers, Bewohners und Renovators und auch der ortshistorischen Tatsache Erwähnung zu tun, dass in Wimpffen – wie schon angedeutet – bereits in den 1870er Jahren an anderer Stelle, nämlich im Haus neben dem Rathaus Burgviertel 3, ein Vertreter des Geschlechts des Namens WILHELM VON WIMPFFEN (1820 – 1879) gewohnt hat, der ein Vetter des 1870 in aller Munde gekommenen sog. SEDANGENERALS EMMANUEL FÉLIX DE WIMPFFEN (1811 – 1884) gewesen ist und auf dem früheren Friedhof an der Heinsheimer Straße seine letzte Ruhe gefunden hat.
Was die Person des Dr. Hans Hermann Freiherrn von Wimpffen betrifft, so sollen die im Eröffnungskapitel A gemachten sporadischen Angaben hier nun vervollkommnet werden. Dass dieser Wimpfen zu seinem bleibenden Wohnsitz gewählt und den einstigek Fachwerkhauskomplex Ebner erworben hat, geht auf die folgende Begebenheiten zurück: Hier ist das einzubringen, was dieser selbst dazu berichtet (wichtig: Anlass und Jahreszahlen des Hauskaufs und der Renovierung, danach der Bernützung zunächst als zweiten Wohnsitz, schließlich des endgültgigen Zuzugs und Verwendung als endgültigen ersten Wohnsitz; außerdem Name des ausführenden Architekten, Zielsetzungen der Renovation; evtl.. durchgeführte dendrochronologische Untersuchungen und Ergebnisse; Freilegung des Verputzes der Giebelfassade in der Entengasse? Dabei ist abzuklären, ob es tatsächlich so gewesen ist, was ich darüber zu wissen glaube: Nämlich, dass ein leitende Person des Rathauses (Name? Titel?), angeregt durch dessen immer wieder im Internet aufgetauchten Namen und als Leiter der Sendung „Die Sprechstunde“ Bezeichneten, Kontakt zu diesem aufgenommen hat und daraus der Hauskauf usw. gewachsen ist.
Seine Person und sein schulisches und berufliches Werden sowie späteres Tätiggsein umreißt er selbst stichwortartig in seinem Lebenslauf, den er der Öffentlichkeit im Rahmen seiner bereits angesprochenen Homepage „wimpffen.hu“ in der Rubrik „biographien“ unter demTitel „Hans Hermann von Wimpffen“ vorstellt. Hier sei zunächst dessen genauer Wortlaut wiedergegeben: „Hans Friedrich Hermann von WIMPFFEN-Mollberg, geboren am 13. November 1934 in Budapest. Sohn des nachmaligen Diplomaten Ivan III. und der Clara Both von Botfalva.- Nach humanistischem Gymnasium und Militärdienst Ausbildung zum Hauer im Bergwerk Petöfibanya.- Studium an den Universitäten Heidelberg Politische Wissenschaften, Mittlere und Neuere Geschichte, Soziologie und Völkerrecht (Dolf Sternberger, Hans von Eckart, Alfred Weber, Karl Löwith, Carl J. Friedrich, Zbigniev Brezinski, Prof W. Conze, Hans G. Gadamer), Universität Hamburg (Ralf Dahrendorf, Prof. Schelsky, Prof. Fritz Fischer, Prof. Constantopoulos), Universität Paris (Sorbonne) (Prof. M. Duverger, Prof. Castellan, Prof. Charlier); Universität Würzburg (Prof. Friedrich A. Frhr. von der Heydte, Prof. J. Storost, Prof. H. Euler, Prof. U. Noack, Prof. G. Küchenhoff, Prof. Rudolf Morsey). Promotion 1968 ‚Die Kämpfe der 2. Armee 1942/43 am Don. Ein Beitrag zur Koalitionskriegführung im Zweiten Weltkrieg’.
1961 – 1962: Volontariat beim Norddeutschen Rundfunk, der ‚Stimme Amerikas’ (VoA) und Radio Television Francaises RTF (Paris); Ergänzung des Studium durch Medienwissenschaft am ‚Hans-Bredow-Institut’ der Universität Hamburg (PD Gerhard Maletzke).
1965 – 1999: Redakteur beim Bayerischen Rundfunk/Fernsehen. Entwickelte Sendekonzepte (Formate) für politische Bildung (‚Macht des Bürgers’, ‚Dialoge auf Kanal o89…’); Gesundheit (betrifft: Gesundheit, ‚Die Sprechstunde’, Ratschläge für die Gesundheit, AlfaMed); Tiersendungen (Zeit für Tiere, Tiere suchen ein Zuhause); Sendereihe für Behinderte (‚Stolpersteine’).
– ‚In Anerkennung der um Volk und Staat erworbenen besonderen Dienste’ erhielt Wimpffen am 5. 12. 1983 das Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland, verliehen durch den Bundespräsidenten Karl Carstens. Laudatio von Kultusminister Professor Hans Maier am 27. Januar 1984: ‚Sie sind seit 1965 als Redakteur beim Bayerischen Rundfunk tätig und seit 1971 Leiter der Redaktion Gesellschaftswissenschaften und Medizin. Sie gestalteten in dieser Zeit herausragende Sendungen zur politischen Bildung sowie mehrere Sendereihen. Vor allem die ‚Sprechstunde’ ist ein Beispiel für eine informative und attraktive Sendung, die wissenschaftliche oder medizinische Themen allgemeinverständlich darstellt und zur gesundheitspolitischen Aufklärung der Bevölkerung beiträgt. Seit nunmehr 11 Jahren brachte es die ‚Sprechstunde’, die außer dem WDR übrigens in allen Dritten Programmen läuft, auf rund 500 Sendungen. Ihre Fernsehzsendereihe ‚Die ersten 365 Tage im Leben eines Kindes’ wurde zum weltweiten Erfolg; sie wurde in mehr als 100 Ländern im Fernsehen gezeigt. Seit 1977 sind Sie stellvertretender Programmbereichsleiter ‚Erziehung und Ausbildung’ des Bayerischen Fernsehens/ARD.- Für Ihre hervorragende journalistische Arbeit, insbesondere die Förderung des Gesundheitsbewußtseins durch ansprechende Fernsehsendungen hat Ihnen der Herr Bundespräsident das Verdienstkreuz am Bande verliehen. Ich habe die Ehre, Ihnen diesen Orden aushändigen zu dürfen.’
– ‚Der Bundespräsident der Republik Österreich hat auf Antrag des Bundesministers für Wissenschaft und Forschung und auf Vorschlag der Bundesregierung mit Entschließung vom 18. Februar 1991 dem stellvertretenden Hauptabteilungsleiter beim Bayerischen Rundfunk, Herrrn Dr. Hans Hermann von Wimpffen das österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst verliehen.’
– Aus der Laudatio von Bürgermeister Singer, Bad Wörishofen: ‚Bad Wörishofen ist Herr Dr. Hans Friedrich Hermann von Wimpffen als Programmgestalter seit über einem Jahrzehnt verbunden. Durch seine Sendungen ist Bad Wörishofen bekannter, berühmter geworden. Die Sendungen, die er initiiert hat, werden in vielen Sprachen der Welt aussgestrahlt, sie alle tragen zum guten Ruf unseres Heilkurortes bei; auch diese Sendung wird über die Deutsche Welle in der ganzen Welt in Englisch, in Französisch, in Spanisch und in einigen afrikanischen Sprachen zu sehen sein. Für besondere Verdienste bei der Verbreitung der Lehre Sebastian Kneipps im Rahmen einer Vielzahl von Veröffentlichungen in Rundfunk und Fersehen wird Herrn Dr. Hans Hermann von Wimpffen die Verdienstmedaille der Stadt Bad Wörishofen verliehen. Bad Wörishofen, den 8. August 1997.’
– Ebenfalls ausgezeichnet wurde Wimpffen für seine Verdienste um den Tierschutz in Deutschland: Aus den Händen von Dr. Andreas Grassmüller erhielt er den ‚Goldenen Elefanten’. Dr. A. Grasmüller schrieb in einem Schreiben vom 25. 09. 1991: „Für Ihre zahlreichen Sendungen in Sachen Tier- und Umweltschutz verleiht Ihnen die Akademie für Tierschutz den ‚Goldenen Elefanten’.
Wimpffen ist Mitglied des Ordo Sancti Constantini Magni, dessen Komtur er war.“
Den Lebenslauf illustrieren die nachfolgend gezeigten sechs Fotos, welche die folgenden Titel (in Klammer Ergänzungen des Verfassers) tragen:
- Abb. 22: Soldat 1954 – 1956 (in Ungarn)
- Abb. 23: Im Bergwerk Petöfibanya (in Ungarn): Mittagspause, 1. Selbständiges Bergarbeiter-Bataillon Petöfibanya, Pf. 1213. Photo: E. L’Ami
- Abb. 24: Staatsminister Prof. Dr. Hans Maier (bei der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes)
- Abb. 25: Anlässlich eines Besuchs in der VR China. Empfang beim Präsidenten des Volkskongresses (Gesamtaufnahme)
- Abb. 26: (Teilaufnahme zu Nr. 25)
- Abb. 27: Dr. Hans von Wimpffen übergibt das Gemälde, das seinen Vorfahr, den Feldmarschall Maximilian von Wimpffen, darstellt (ein Gemälde von Clara de Both) an die Vorsitzende des Museumsvereins Aspern-Essling, Margarete Pelikan. Photo Karl Juris
Die beiden erstgezeigten Fotos als ungarischer Soldat bzw. noch mehr das zweitgezeigte als, wie aus dem Lebenslauf hervorgeht, in Ausbildung stehender Hauer im ungarischen Bergwerk Petöfibanya stehen in zu denken gebendem Kontrast zu den nachfolgenden vier anderen solchen, die, um hier seinen im Lebenslauf zu findenden vollen Namen zu gebrauchen, DR. HANS FRIEDRICH HERMANN VON WIMPFFEN im Zuge seiner erfolgreichen höchst öffentlichkeitswirksamen beruflichen Tätigkeit als Rundfunk- und Fernsehredakteur in Bayern als Empfänger des Bundesverdienstkreuzes am Bande sowie als vom Präsidenten des Volkskongresses der Volksrepublik China Empfangenen, schließlich als im Ruhestand sich mit Passion der Vermittlung der geschichtlichen Bedeutung seines Adelsgeschlechtes derer von Wimpffen Widmendem darstellen. Dass er nach dem Besuch des Gymnasiums in eine Lehre solch niederer Berufsart eintrat, geht darauf zurück, dass seine aus dem Adel stammenden Eltern, der Vater IWAN III. VON WIMPFFEN (geb. am 15. Juli 1903 in Pressburg, gest. am 26. Mai 1990 in Wien) und die Mutter CLARA VON WIMPFFEN, GEB. BOTH VON BOTFALVA (geb. am 12. Dezember 1907 in Iklad-Domony/Ungarn, gest. am 27. Mai 2000 in Bakonyság/Ungarn), nach der Machtübernahme der Kommunisten des Jahres 1946 als Klassenfeinde galten, ihrer Tätigkeiten und Besitztümer verloren und wie die Söhne sozusagen von unten anfangen mussten. Der Vater studierter Jurist, ehemaliger Leiter der Auslandsabteilung des ungarischen Rundfunks, dann später Presseattachee an der ungarischen Botschaft in Spanien, und die in Paris an der Kunstakademie als Malerin ausgebildete und als Portraitmalerin in Ungarn sowie Einrichtungsdesignerin in Budapest höchst erfolgreich gewesene Mutter hatten den Einmarsch der russischen Truppen im November 1944 im Kistape-Bikacs, gelegen im südzentralungarischen Komitat Tolna, erlebt. Dort hatte die Mutter ausgangs 1943 die Güter ihres den Freitod gewählten Bruders übernommen und war nach der Machtübernahme der Kommunisten des Jahres 1946 gezwungen worden, auf einer Kolchose zu arbeiten. Im gleichen Jahr war auch die 1929 die in Budapest geschlossene Ehe der Eltern, die sich in ihrer Studienzeit in Paris kennengeernt hatten, geschieden worden. Der Vater hatte sich zunächst als Hilfsarbeiter verdingen müssen, später in einer verstaatlichten Imkerei, dann als Fremdsprachenkorrespondent und schließlich im staatlichen Reiseunternehmen IBUSZ Arbeit gefunden. Nach der gewaltsamen Niederschlagung der ungarischen Revolution durch die sowjetischen Truppen des Jahres 1956 war die Mutter bei Nacht und Nebel aus Ungarn geflohen und hatte sich in den USA in Chikago niedergelassen und sich dort sehr erfolgreich als Portrait-, Landschafts- und auch Kirchenmalerin betätigt. Und der Vater hatte 1959 Ungarn ebenfalls verlassen und war nach Wien übergesiedelt, war österreichischer Staatsbürger geworden und beim Östrerreichischen Kulturzentrum Direktor des „Palais Pállfy“ (Kulturveranstaltungs- und Ausstellungszentrum) am Josefsplatz geworden. Er war am 30. Mai 1990 im Wiener Josefskrankenhaus verstorben und auf dem Wiener Friedhof Grinzing beigesetzt worden. Die Mutter war dagegen nach der Veränderung der politischen Verhältnisse 1994 wieder nach Ungarn zurückgekehrt und hatte sich im Dorf Bakonysag, Landkreis Papa, Komitat Veszprém in Westungarn, niedergelassen. Dort war sie am 27. Mai 2000 im Alter von 92 Jahren gestorben und ihre Urne im Ehrengrab ihres Vaters im Budapester Kerepesi-temetö beigesetzt worden.
So weit die geraffte Zusammenfassung der Lebensgänge der Eltern des Dr. Hans von Wimpffen nach den sehr viel umfänglicheren bildgestützten Darstellungen seiner Homepage. Etliches mehr über die Eltern wird noch an späterer Stelle im Rahmen der notwendigen systematischen Betrachtung des sog. Georgs-Zweiges und der diesem entwachsenen Von-Mollberg-Linie zu sagen sein, dazuhin über deren insbesondere durch Einheirat in die Familie der hochvermögenden „Ringbaron-Famile“ der Todescu erfolgten Aufstieg in Ungarn sowie den schließlichen durch die Folgen des Ersten und Zweiten Weltkriegs geschehenen Besitzzerfall und das Verlassen dieses ihnen zur Heimat gewordenen Landes. So traurig der Abstieg und Zerfall speziell auch der Familie des Dr. Hans von Wimpffen anmuten mag, umso erfreulicher erscheint dessen nach schwerer Jugendzeit bestgemeistert anmutendes Werden in der von ihm als neues Land der Zukunft gewählten Bundesrepublik Deutschland. Und darüber hinaus dürfen sich die Einwohner und die mit der Führung und Verwaltung der Stadt Bad Wimpfen Betrauten sich freuen, dass er diese, den Ort seiner Ahnen, als ständigen Wohnsitz gewählt und dort zur Erhaltung dessen historischer Bauwerke einen nicht zu unterschätzenden Beitrag geleistet hat. In diesem Zusammenhang dürfte es durchaus passend sein, hier jene beiden zusammengehörigen Wappendarstellungen seines Hauses näher ins Bild zu holen und diese zu erklären, die im obersten Kraggeschoss (von unten gesehen) links (siehe diese in Abb. 19) nach seinen Anweisungen aufgemalt sind:
- Abb. 28: Die nebeneinander gesetzten Darstellungen des Wappens von Clara Both de Bothfalva und Bajna und desjenigen ihres Gatten Ivan III. von Wimpffen auf den Fensterläden des obersten Kraggeschosses am Wohnhause deren Sohnes Dr. Hans H. Freiherr von Wimpffen
Was das erstgenannte betrifft, so stellt dieses das Ergebnis einer im 15. Jahrhundert erfolgten Wappenvermehrung dar, die König Matthias Hunyadi dem bereits im 9. Jahrhundert an der magyarischen „Landnahme“ beteiligten Geschlecht der Csorna-Osi verliehen hat, dem (kurzgefasst) CLARA VON BOTH WIMPFFEN entstammt und das in der Gegend des heutigen südwestlich vom Neusiedler See gelegenen Sopron das Gebiet um das heutige Csorna besiedelte und im 13. Jahrhundert die Osli de genere Csorna zugeeignet bekam. Im Verlauf der kommenden Jahrhunderte erwarben die Nachkommen desselben zahlreiche Herrschaften und Burgen und sie gehörten im Mittelalter zu den angesehensten Baronen der ungarischen Könige. Drei von ihnen bekleideten im Königreich Ungarn die höchsten Ämter. Im schräggestellten mit Helm, Helmdecke und Helmkleinod üppig besetzten Schild findet sich ein in Schwarz gehaltener Geharnischter mit gespannter Armbrust, der von der Schwärzung her als ein Mitgied der sog. Schwarzen Armee des sagenumsponnenen Königs und Türkenbezwíngers Matthias Corvinus des 15. Jahrhunderts gilt und darauf abhebt, dass Janos Both der Ältere von Bothvalfa, Vizekönig (Banus) von Kroatien, 1493 bei Brinia im Kampf gegen die Türken gefallen ist und Andreas Both von Botfalva und Bajna, Vizekönig von Krotien, Dalmatien und Slavonien, als Mitglied dieser „Schwarzen Armee“ des Königs Matthias Corvinus an vielen Kämpfen dieses Söldnerheeres beteiligt gewesen ist. Weiteres über Angehörige dieses uralten ungarischen, reich mit Gütern gesegneten, Geschlechts ist an den oben genannten späteren Stellen zu erfahren.- Über das zweitgenannte ebenso reich gestaltete Großwappen, das, worauf bereits im Zusammenhang mit der Abb. 19 hingewiesen, das den Von Wimpffen und hier speziellBARON IWAN III. VON WIMPFFEN, dem Gatten von Clara von Both Wimpffen, zugeeigneten Wappentier des kreuztragenden Widders zeigt, soll, hier nur Folgendes gesagt werden: Es verkörpert die Kraft, die Stärke, den Kampfesgeist. Weiteres dazu sei später im Zusammenhang mit dem ersten sagenhaften Stammesträger der Hermann-Von Wimpfen SIGISMUND sowie dem fünften solchen DOMINICUS dargelegt.
Was mich, um die Person des Dr. Hans von Wimpffen fortführend zu illustrieren, besonders berührt hat, das ist die ebenfalls aus dem Internet geschöpfte Tatsache, dass dieser im Jahr 2009 an der Gedenkfeier zum 200. Jahrtag der am 24. Mai 1809 zwischen den Truppen von Kaiser Napoleon und Erzherzog Karl stattgefundenen Schlacht bei Aspern auf dem Marchfeld nahe Wien teilgenommen und dabei zur Erinnerung dem dortigen Museum Aspern-Essling bereits in der Abb. 1 gezeigte und von seiner Mutter geschaffene große Ölbild seines Vorfahren K. U. K. FELDMARSCHALL UND RITTER DES GOLDENEN VLIESES MAXIMILIAN FREIHERR VON WIMPFFEN (1770 – 1854) übergeben hat. Siehe dazu:
- Abb. 29: Dr. Hans Hermann Freiherr von Wimpffen nach der Übergabe des von seiner Mutter Clara von Both-Wimpffen (1907 – 2000) geschaffenen Gemäldes seines Vorfahren Maximilian Freiherr von Wimpffen (1770 – 1854) an das Museum von Aspern-Essling bei der Gedenkfeier zum 200. Jahrtag der Schlacht bei Aspern am 24. Mai 2009
Der Schenker steht vorne am linken Bildrand vor der aus dem gleichen Anlass gepflanzten Friedenslinde und neben dem dazugehörigen Gedenkstein, im hinteren Zentrum in den Händen zweier Veranstalter der Gedenkfeier das schon von Abb. 1 her bekannte sowie auch in Abb. 27 erscheinende Portrait des Besagten. Diese Schenkung versteht sich aus dem, was bereits dort über dessen Verdienste um den über Napoleon in der vorgenannten Schlacht errungenen Sieg einerseits, dazuhin andererseits über dessen nahe Verwandtschaft als Urururgroßokel des Schenkers gesagt worden ist. Dr. von Wimpffens Zuneigung zum Dargestellten und dessen Tun als Feldherr dürfte noch durch den Umstand befördert sein, dass der jüngere der beiden älteren Brüder desselben, nämlich der K. U. K. OBERST DAGOBERT VON WIMPFFEN (1765 – 1836), der Stifter der Linie derer von Wimpffen-Mollberg, als sein Urururgroßvater auszumachen ist.
Damit ist die Dr. Hans Friedrich Hermann Freiherr von Wimpffen und seinem eindrücklich redenden Fachwerkhaus gewidmete Vorbetrachtung abgeschlossen