Siegfried Graf von Wimpffen

Studium der Rechtswisseschaften und Nationalökonomie an verschiedenen ausländischen Universitäten.

Am 11. Juni 1892 heiratete er Franziska Gräfin Stockau, aus einem morganatischen Stamm des Hauses Thurn und Taxis.

Seit 19o5 erbliches Mitglied des ungarischen Oberhauses.

Durch ein reiches Erbe – seine Mutter,Anastasia  war die Tochter des griechisch-österreichischen Milliarden-Bankiers Simon Baron Sina – stieg er zu einem der größten Grundbesitzer der Monarchie auf. Er besaß die „Herrschaft“ in Hodos, Kizdia, Maslak, Fibis, Battaglia (Italien) Ercsi, Simontornya, Szazhalombatta, Erd,(Ungarn) O-Béba, Kainberg (Österreich) sowie Paläste in Wien (Hoher Markt, Venedig und Budapest. Nach dem 2. Weltkrieg ging der gesamte Besitz in Ungarn, Rumänien und Jugoslawien durch Verstaatlichung verloren.

Eine Statistik aus dem Jahre 1914 weist ihn allein im Komitat (Departement) Fejer mit 21.000 Morgen und dem zweithöchsten Steueraufkommen unter den 15 Großgrundbesitzern aus – vor Miklos Esterhazy, Erzherzog Joseph und Lajos Batthyany aus.

Er hat eine rege Bautätigkeit ausgeübt: , zahlreiche Kirchen,( eine der schönsten in Besnyö,Ungarn) Kapellen, Wegeskreuze, Schulen, Kindergarten ließ er errichten. 1901 gründete er in der Kossuth-Strasse in Ercsi  ein Kloster, und erhielt die Genehmigung, Schwestern de Ordens ” Sorores a Divino Redesuptore” nach Ercsi zu bringen.
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Bereits 1899 gründete das Ehepaar eine katholische Schule, die von den Ordensschwestern betreut wurde. Sie  bestand bis 1950. Die Kommunisten ordneten die Auflösung des Klosters mit der angeschlossenen Klosterschule an. 50 Jahre Lehrtätigkeit   und Krankenpflege fanden ein jähes Ende.
Umso unverständlicher erschien es den Zeitgenossen, unter welchen Verhältnissen die landwirtschaftlichen Arbeiter arbeiten mussten, wobei diese Verhältnisse typisch waren für das feudale Agrarsystem. In dem Buch “Ercsi evszazadai” von Miklos Gergely  wird dieses System in allen Einzelheiten beschrieben: Die Arbeiter erhielten den Lohn in Naturalien:Getreide,Salz, Stroh,einige Klafter Holz,Mais,Kartoffeln. Die Wohnung war kostenlos,allerdings waren die Wohnverhältnisse nicht nur für die damaligen Verhältnisse inhuman, für den heutigen Zeitgenossen gewiss unvorstellbar:: Ein Wohnblock enthielt 6 bis 8 gemeinsame Küchen, dazugehörig  je  eine Küche, 2 bis 4 Zimmer. In einem Zimmer  wohnten 4 Familien, in den 1920er Jahren reduzierte man die Belegung auf 2 Familien, wobei es keine Rolle gespielt hat, wie viele Mitglieder die Familie hatte.. Die Arbeitszeit betrug  “von morgens bis abends”,  an 4 Sonntagen hatten die Arbeiter “Urlaub”. Während der Erntezeit wurden weitere Saisonarbeiter engagiert, die man in Zelten und Stallungen untergebracht hat, allerdings haben die meisten es vorgezogen, unter freiem Himmel zu übernachten.Auch diese erhielten ihren Lohn in Naturalien: Getreide, Speck, Mais, Salz und  -man staune  – Verbandmaterial ,”sollten Verletzungen passieren”. 1903 kam es zu einem Streik der Saisonarbeiter. Waren es bei diesem Streik erst 90 Arbeiter, so streikten ein Jahr später bereits an die 1500 Erntehelfer und Tagelöhner. Gendarmerie und  Militär wurden nach Ercsi und Umgebung abkommandiert, es kam zu Verhaftungen. Die Aufsässigen wurden entlassen bzw. nicht wieder eingestellt.
Wenn man bedenkt, über welches Vermögen der Grundherr Siegfried von Wimpffen verfügte, war diese soziale Kälte, gepaart mit einer christlich-caritativen Gesinnung  für die Zeitgenossen ein Rätsel. Die schmerzliche Konsequenz erfolgte 1945, als die Schlösser der Familie von der Bevölkerung geplündert oder auch niedergebrannt wurden. Den Rest erledigte die Rote Armee.
In einer Hinsicht hat sich Siegfried Wimpffen jedoch  „unsterblich“ gemacht.

Das Serpollet- Auto, Baujahr 1891, Modell Phaeton Steamer
rechts auf dem “Bock”: Siegfried von Wimpffen
1892 erwarb er als Erster der k.u.k. Monarchie einen Führerschein -eine Fahrerlaubnis. Wie bekannt, wurde Europas erste Fahrerprüfung in Frankreich abgelegt, als Zulassungsstelle fungierte dort die Bergbauakademie, die technisch sehr versiert war. In Wien legte Siegfried Wimpffen die Fahrprüfung bei der städtischen Polizei ab, Abteilung „Spektakel“ und erhielt dann die Genehmigung, ein Dampf-Automobil zu lenken.

Das Auto war eine Produktion der französischen Firma Serpollet, wog ansehnliche 1.800 Kilogramm,leistete 5 PS und wurde mit Koks befeuert, der vom Beifahrer ständig „nachgelegt“ werden musste, um genügend Dampf zu erzeugen. Die eisenbeschlagenen Räder erzeugten in der Stadt einen höllischen Lärm, so dass beschlossen wurde, das Gefährt weitgehend in ländlichen Gegenden zu benutzen.
Dem Prüfungsausschuß gehörten neben Gendarmen immerhin der Rektor der Technischen Universität Wien und Beamte des Magistrats an. Eine zeitgenössische Photographie zeigt ihn als stolzen Besitzer in seinem Automobil, das als erstes Auto der k.u.k. Monarchie ein Nummernschild erhielt.